Entwickler | Konami |
Publisher | Konami |
Plattform | Playstation 2, Xbox, PC |
30, März 2001 | |
6. März 2001 | |
22. Februar 2001 |
Ein Adventure, das euch in das dörflichste Deutschland schickt und ihr dort mit Hilfe einer Zeitmaschine euren Tod immer und immer wieder verhindern müsst? Klingt absurd? Shadow of Memories (Shadow of Destiny außerhalb Europas), entwickelt von Konami, hat sich genau dieser Prämisse angenommen und 2001 ein sehr außergewöhnliches Spiel auf den Markt gebracht. Doch ist das Thema das einzig herausstechende Merkmal oder kann der Mystery-Thriller in Gänze überzeugen?
Und täglich stirbt das Murmeltier
2001. Eike Kusch, ein junger Mann, lebt im malerischen Dorf Lebensbaum Mitten in Deutschland und führt dort ein unauffälliges Leben. Eines Abends, nach einem Besuch des örtlichen Cafés Sonne wird Eike in einem unbeobachteten Moment aus dem Hinterhalt von einer unbekannten Person erstochen und stirbt. Und damit beginnt das Abenteuer des Protagonisten erst richtig. Denn statt einfach tot zu sein erwacht ihr in einer Zwischendimension und bekommt von einer mysteriösen Person das Angebot unterbreitet, euren eigenen Tod kurzfristig zu verhindern und auf lange Sicht aufzuklären. Dazu stattet euch euer Auftraggeber mit einem Digipad aus, mit dem ihr in der Zeit herumreisen könnt, um die Angriffe auf euch so schon im Vorfeld verhindern zu können. Nach der Einführung in das neue Tool erwacht Eike wieder im Café Sonne und nun liegt es an euch, dem brutalen Treiben ein Ende zu setzen und zu erfahren, warum Eike überhaupt sterben soll.
Die Geschichte von Shadow of Memories weiß zu fesseln und führt euch öfter mal auf die falsche Fährte, man weiß bis zum Ende nicht wem man trauen kann und wer ein falsches Spiel mit euch spielt. Das noch sehr unverbrauchte Setting spielt dem Adventure dabei in die Karten, der Satz „Das hab ich schon tausendmal woanders (besser) gesehen“ wird hier eher weniger fallen.
Leider ist der malerische Ort Lebensbaum, nun ja, mit nicht viel Leben gefüllt. Es gibt ein paar NPCs und fast alle erfüllen auch irgendwie ihren Zweck, aber das Dorf wirkt schon ab und zu wie ausgestorben. Ein paar Alibi-Figuren hätten dem trostlosen Bild sicher etwas Farbe eingehaucht. Andererseits ist es natürlich von Vorteil, da man seine kleinen Einwohnergruppen pro Epoche schneller kennenlernen kann und weiß, wo bei wem der Schuh drückt. Ihr müsst also nicht nur euren eigenen Tod verhindern, sondern könnt ebenfalls anderen Bewohnern in Not über die Jahrhunderte verteilt helfen. Shadow of Memories bietet eine Handvoll Enden, die an verschiedene Dialogoptionen geknüpft sind. Kleiner Tipp an dieser Stelle: nutzt nach jedem Abschluss eines Aktes einen neuen Speicherstand, um die relevanten Situationen schneller zu erreichen und so ziemlich fix alle Enden bewundern zu können. Mit einer Spielzeit von knapp 4 – 5 Stunden zählt Shadow of Memories eh nicht zu den längsten Spielen der Videospielgeschichte, daher lohnen sich die erneuten Durchläufe erst recht.
Walking Simulator mit kleinen Rätseleinlagen
Ihr steuert Eike aus der 3rd-Person Perspektive und sprecht wie erwähnt mit euch mehr oder weniger wohlgesonnenen Einwohnern, um sowohl euer eigenes Problem, nämlich dem bevorstehenden Tod, als auch die der Lebensbaumer (Lebensbäumer? Lebensbaumenser?) zu lösen. Die Arten der Rätsel halten sich dabei stark in Grenzen. Eigentlich besteht das gesamte Spiel darin, dass ihr mit Leuten sprecht, die euch ihr Leid klagen, ihr in der Zeit herumreist und benötigte Gegenstände sammelt und diese im richtigen Zeitraum einsetzt. Die wirklichen Kopfnüsse bleiben dabei aus, es macht aber Spaß, die Vergangenheit zu manipulieren, um die Auswirkungen dann in der Gegenwart begutachten zu können. In einem Akt kommt Eike ums Leben, weil sein Mörder hinter einem Baum lauert und dann in einem unbeobachteten Moment zusticht. Was tut ihr also? Ihr reist mehrere Jahrhunderte in die Vergangenheit und verhindert durch Gespräche mit den mittelalterlichen Bewohnern, dass der Baum gepflanzt wird. So kann sich der Killer nicht dahinter verstecken und ihr kommt vorerst mit dem Leben davon. Allerdings habt ihr dafür nicht unendlich Zeit, denn jeder eurer Ableben findet zu einer bestimmten Uhrzeit statt und ein in Echtzeit laufender Timer am Bildschirmrand zeigt euch, wie lang ihr noch zu leben habt – selbst wenn ihr euch aktuell in der Vergangenheit befindet. Jede eurer Aktionen zieht außerdem lebensentscheidende Sekunden von eurer Uhr, so dass ihr euch bei den Lösungen nicht zu viel Zeit lassen solltet.
Erschwerend kommt hinzu, dass Eike das Zeitreisedigipad nur nutzen kann, wenn er genügend Energie gesammelt hat. Diese Energie ist in Lebensbaum verteilt und muss eingesammelt werden, was einerseits den zeitlichen Druck erhöht, andererseits aber auch nervig sein kann, wenn man erst zu einem der zig vordefinierten Punkte gehen muss, an denen es Energie zu sammeln gibt, bevor die Reise weitergehen kann.
Aber auch wenn das Gameplay an sich ziemlich simpel ist und die größte Herausforderung oft darin liegt, den richtigen Zeitabschnitt zur Lösung eines Rätsels zu finden, hat Shadow of Memories doch was sehr fesselndes an sich. Konami hat es geschafft, die Geschichte und Charaktere so spannend zu erzählen, dass das Gameplay in den Hintergrund tritt und allein die Prämisse das ganze Spiel trägt. Es ist ein so ungewöhnliches Adventure, man will es einfach durchspielen, allein schon wegen seiner Kuriosität. Die kurze Spielzeit macht die ganze Angelegenheit in meinen Augen noch attraktiver, da die Spielmechanik bei längerer Dauer sonst hätte ermüdend werden können.
Grafisch macht SoM eine gute Figur und kann sich auch heute noch sehen lassen. Manche Charaktermodelle sehen zwar etwas hölzern aus, insgesamt sehen die Figuren aber ansprechend aus und bieten genügend Wiedererkennungswert. In manchen Situationen sind die Texturen nicht die schärfsten, da merkt man dann schon, dass das Spiel ursprünglich für die Playstation 2 erschien. Ein netter Effekt: je nachdem, in welchem Jahrhundert man sich befindet, werden andere Farbpaletten benutzt. Im 15. Jahrhundert herrschen Brauentöne vor, in den frühen 90ern ist alles in schwarz weiß gehalten.
Die Gespräche sind alle auf Englisch vertont und die Synchronsprecher machen einen guten Job, auch wenn manche Dialoge schon stark overacted sind. Was ich schade finde: ausgehend vom Setting hätte man gerne auch eine deutsche Synchro anbieten – vielleicht sogar als einzige Option – und dann mit entsprechenden Untertiteln arbeiten können. Das hätte der Atmosphäre sicher noch einen guten Schub gegeben. Die Musikstücke unterstreichen das Mysterythema, wiederholen sich aber ziemlich schnell.
Fazit
Auch wenn Shadow of Memories rein vom Gameplay keine Bäume ausreißt und für ein Adventure-Spiel ziemlich simple Spielmechaniken bedient, diese Geschichte macht einfach Spaß! Die Story ist spannend und hält einen bei der Stange und wird durch eine für die damalige Zeit ansprechende Technik unterstützt, und ist mit einer Länge von knapp vier Stunden auch kurz genug, damit das anspruchslose Gameplay nicht zu langweilen anfängt. Falls ihr ein Wochenende mit einer sehr interessanten Prämisse verbringen wollt und nicht immer die pure Action braucht, dann gebt Shadow of Memories gerne eine Chance.