Review Code für die PlayStation 5 von KOEI Tecmo
Stratgiespiele hatten es auf der Konsole nicht immer einfach. Lange und teilweise immer noch als reines PC-Genre bezeichnet, kamen erst in den letzten Jahren viele und vor allem gute Portierungen für unsere Telespielgeräte raus, die sich auch in Sachen Bedienung kaum noch vor dem PC-Port verstecken müssen. Eine Reihe, die sich schon zu NES Zeiten nicht auf eine bestimmte Plattform beschränken ließ und mittlerweile auf stolze 14 Hauptteile zurückblicken kann, ist Romance of the Three Kingdoms von KOEI Tecmo. Der zeitlich im China der drei Reiche angesiedelte Taktikbrecher ist dabei schon seit Jahren keine leichte Kost und vor allem kein Spiel für eine schnelle Runde zwischendurch. Der achte Teil, der ursprünglich auf der PlayStation 2, PSP und dem PC erschienen ist, gilt bei Fans und Kritikern als einer der besten, wenn nicht sogar als der beste Serienteil und hat nun ein Remake spendiert bekommen. Ob RotTK 8 als Remake auch heutzutage noch eine Daseinsberechtigung hat?

Was ist überhaupt eure Aufgabe in RotTK8 Remake? Nun, das hängt ganz von der Wahl eurer Figur und der jeweiligen Position innerhalb der Fraktion ab. Im Endeffekt ist es natürlich immer die Vergrößerung und schließlich Eroberung des chinesischen Reiches, aber welche Rolle ihr dabei übernehmt bestimmt ihr zu Spielbeginn. Als Herrscher eures Volkes habt ihr mehr zu delegieren und zu managen als ein einfacher Hauptmann, der sich vielleicht nur um seine Truppen und das Verhältnis zu anderen Mitgliedern kümmern muss. Die Wahl eurer Spielfigur bestimmt dementsprechend auch den Schwierigkeitsgrad und die Komplexität, mit der ihr euch in einem Durchgang bewegt. Man könnte außerdem sagen, dass durch die Wahl der Figur auch teilweise das ganze Genre gewählt wird. Je tiefer der eigene Rang ist, desto mehr erinnert das Spiel an ein RPG, in dem es darum geht, seine eigenen Stats zu verbessern und gute Kontakte zu anderen Figuren zu pflgen, um so im Rang aufzusteigen und immer mehr an Macht und Einfluss zu gewinnen. Als Oberhaupt einer Dynastie geht es dann eher darum, die eigenen Ländereien zu managen und das ganze Konstrunkt am Laufen zu halten, bestimmte Aufgaben können auch delegiert und automatisiert werden.
Komplexität ist übrigens eines der Wörter, die RotTK8 Remake am besten definiert. Der Strategiebrocken ist durchzogen von Menus, die alle in unterschiedlichen Ausprägungen verschachtelt sind und nicht zur Übersichtlichkeit beitragen. Gerade für Neulinge der Serie kann das Spiel trotz Tutorial erst einmal erschlagend wirken und stellt eine relativ hohe Einstiegshürde dar. Bis auf die Schlachten, auf die ich später eingehen möchte, wird fast das ganze Spiel nämlich nur über Menüpunkte navigiert und arbeitet generell viel mit Texten, ihr habt also eine Menge zu lesen.

Nahrung, Truppen, Moral – all dies müsst ihr mit entsprechendem Rang im Blick behalten. Trotz der Fülle an Menüs sind die jeweiligen Aufgaben rudimentär zu erledigen, Mikromanagement werdet ihr Romance of the Three Kingdom 8 Remake nicht finden. Das war für mich ein durchaus positiver Punkt, denn nach drei Monaten findet immer wieder eine Parlamentssitzung statt, in dem ihr eure nächsten Schritte plant oder planen lasst, abhängig von eurem Rang. Durch das fehlende Mikromanagement gehen die drei Monate immer ziemlich schnell rum und so entwickelt sich dieses „Eine Zyklus geht noch“-Gefühl, bei man um 20 Uhr anfängt und es plötzlich 1 Uhr nachts ist.
Neben den ganzen diplomatischen und wirtschaftlichen Aufgaben gibt es natürlich noch die offensichtlichste Art, das eigene Reich zu vergrößern: Krieg. Schlachten werden rundenbasiert auf einem Hexagonfeld ausgefochten, eure Generäle haben dabei verschiedene Fähigkeiten, die den Kämpfen noch einmal ein besonderes Maß an taktischer Tiefe verleihen. Leider stellt sich die KI nicht immer sonderlich schlau an und so kommt es öfter mal zu Situationen, in denen die CPU munter in Fallen läuft oder sich in auswegslose Scharmützel begibt, obwohl es genügend andere Möglichkeiten geben würde.

Wss mir tatsächlich am meisten Spaß an ROTTK8 Remake gemacht hat und immer noch macht ist die verdammt große Sandbox, die dieses Spiel bietet. Neben klassischen Szenarien könnt ihr nämlich auch eure eigenen Generäle erschaffen oder aus über 1.000 implementierten Charakteren auswählen, darunter natürlich auch große Namen wie Cao Cao oder Liu Bei. Die Möglichkeiten, die sich im Laufe einer Runde ergeben, scheinen schier unendlich und kein Durchlauf wird dem vorherigen ähneln – Umfang und Wiederspielwert wird hier mehr als groß geschrieben.
Grafisch reißt das Remake von Romance of the Three Kingdoms 8 keine Bäume aus, was natürlich auch dem Umstand geschuldet ist, dass sich das Spiel bis auf die Schlachten nur in Menüs abspielt. Dennoch ist der gesamte Grafikstil passend und überzeugt vor allem mit sympathischen Avataren der Spielfiguren. Die Soundkulisse passt sich dem Thema des Spiels an, ein hauptsächlich asiatisch angehauchter Soundtrack untermalt das Geschehen auf dem Bildschirm und wechselt zwischen ruhigen Stücken in ruhigen Momenten und aufputschenden Tracks während der Schlachten.
Romance of the Three Kingdoms 8 Remake ist sicher kein Spiel für Jedermann. Es ist trotz Tutorial zu Beginn ziemlich undurchsichtig und benötigt mehrere (gescheiterte) Durchläufe, um hinter das System des Spiels zu blicken. Die menü- und textlastige Navigation kann ziemlich trocken wirken – man merkt, dass das Spiel eigentlich aus der PlayStation 2 Ära stammt. Wer sich aber durch diese Punkte durchbeißen kann und will oder schon von Anfang an damit kein Problem hat, vielleicht auch weil es nicht der erste ROTTK-Titel ist, den erwartet ein unglaublich komplexes Strategiespiel, ohne dabei ins Mikromanagement abzudriften. Vor allem die Anzahl an spielbaren Figuren und deren sich entwickelndes Verhältnis zueinander sorgt jedes Mal für ein anderes Spielerlebnis und durch die relativ schnellen Quartalssitzungen hatte ich auch immer wieder das Gefühl „Komm, eine Runde geht noch“. Leider verhält sich die KI in den Schlachten nicht immer clever, so dass dieser Part des Spiels im Vergleich zum Rest etwas abgefallen ist – schlecht ist er aber auch nicht.
