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Test: Lost Judgment – The Kaito Files

von Pat

Na, was ist das denn? Ein Story-DLC für ein Spiel aus der Yakuza-Reihe? Was für eine Rarität! Naja, so ganz stimmt es ja nicht, denn technisch gesehen gehört Lost Judgment ja nicht zu der Hauptserie, sondern ist mit Judgment und eben Lost Judgment als Spin-Off zu betrachten. Das spielt zwar im selben Serienuniversum, bietet aber bis auf ein paar Erwähnungen von Geschehnissen aus Kazumas Saga eine komplett eigenständige Lore. Doch können die Ryu Ga Gotoku Studios auch DLCs? Oder kann man sich das 30€ teure Add-On auch schenken?

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Der Mann für’s Grobe

Eigentlich wollte Masaharu Kaito die Abwesenheit seines Chefs und Freund Takayuki Yagami, kurz Tak, nutzen und sich in deren gemeinsamen Detektei die sprichwörtliche Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Doch kurz nach Taks Abreise erscheint ein mysteriöser Klient und sucht nach seiner bereits vor Jahren verstorbenen Frau, was an sich schon skurril genug erscheint. Zu allem Überfluss kennt Kaito die gesuchte Dame auch noch und als ob das nicht schon genug ist, treibt sich in Kamurocho ein Jugendlicher rum, der überall dort, wo er auftaucht, für Ärger sorgt. Kaito hat also eine ganze Menge zu erledigen und kann dabei nicht auf Hilfe von Tak hoffen, der selber außerhalb Kamurochos einen Fall zu lösen hat.

Typisch für Spiele aus dem Hause Ryu Ga Gotoku bieten auch die Kaito Files wieder jede Menge Twists und falsche Fährten, so dass ich hier nicht tiefer in die Story tauchen möchte. Allein die Wahl des finalen Bosses war irgendwie komplett unerwartet, andererseits aber auch rein von der Story her logisch. Die Yakuza Macher wissen einfach, wie man gute und spannende Geschichten erzählt, auch wenn sie manchmal, und mit manchmal meine ich immer, gerne Grenzen der Logik sprengen. Man darf keine Detektivstory erwarten, die rein auf Realismus setzt. Ihr spielt hier keine Folge Columbo, aber das solltet ihr ja wissen, wenn ich auch das Hauptspiel gespielt habt.

Die Story ist spannend und bietet wieder einmal einige Überraschungen.

Neben der Hauptquest gibt es auch wieder einiges an verrückten Nebenaufgaben zu erledigen, die im Aufwand schwanken, aber grundsätzlich genauso verrückt sind wie bei Lost Judgment oder auch der Yakuza-Reihe. Was schade ist: es gibt am Ende kein Premium Adventure. Ihr müsst also vor dem letzten Bossfight am besten speichern und dann alles erledigen, was ihr noch erledigen wollt. Ihr habt danach nicht die Möglichkeit, Kamurocho wieder zu besuchen und mit eurem gelevelten Kaito die ganzen Nebenquests zu farmen.

Mit einer Spielzeit von 7-8 Stunden ist der DLC nicht wirklich zeitfressend und hat eine für mich sehr schöne Länge. Im Vergleich zu den Hauptspielen ist das ungefähr ein Drittel, was für ein Add-On an sich in Ordnung ist. Dass die Kaito Files dann aber 30€ kosten, ist für meinen Geschmack aber doch etwas zu teuer. An sich finde ich Vollpreis für Spiele unter 10 Stunden nicht verwerflich, so lang die Qualität und im Optimalfall auch der Wiederspielwert stimmt. Wenn ich aber schon das Hauptspiel für teilweise unter 20 Euronen bekomme, das das Dreifache an Spielzeit bietet, dann stimmt das Verhältnis für meinen Geschmack nicht ganz.

Mehr vom Gleichen

Wie schon zu erwarten: das Gameplay hat sich im Vergleich zum Hauptspiel kein bisschen verändert. Der einzig „große“ Unterschied ist, dass Kaito andere Kampfstile beherrscht, die das Fighting-System aber nicht wirklich umkrempeln. Der Bruiser-Style lässt sich als „Standard“-Style bezeichnen. Hier könnt ihr blocken, ausweichen, schnelle und harte Attacken ausführen oder den Gegner wortwörtlich am Kragen packen. Der andere Stil, Tank genannt, ist schon fast ein Auto-Brawler. Was ich damit meine? Hier reicht es, den Attackbutton zu spammen, damit Kaito entweder vernichtende Schläge auf die Feinde prasseln lässt oder im Optimalfall direkt auch Gegenstände während der Attacke aufgreift und damit Gesichter neu arrangiert. Und als wäre das nicht genug, blockt der Tank-Style Waffenangriffe viel besser als der Bruiser-Style ab. Der meiner Meinung nach einzige Nachteil: wenn die Animationen mal gestartet sind, so dauert es schon seine Zeit, bis man Kaito wieder voll unter Kontrolle hat.

Auch im DLC wird nicht mit brachialer Gewalt gespart.

Daher bin ich gerade in Situationen mit mehreren Gegnern fast ausschließlich mit dem Tank-Stil unterwegs gewesen und hab meistens nur bei Bossfights auf Brusier gewechselt, da ich dadurch mehr Kontrolle über meine Moves hatte.

Natürlich gibt es auch wieder EX-Moves, bei denen Kaito die Umgebung und/oder Waffen nutzt, um besonders verheerende Angriffe auszuführen. Ihr könnt die gefüllte EX-Leiste aber auch nutzen, um euch in den EX-Modus zu schicken und so mehr Schaden auszuteilen. Insgesamt bietet der Kaito DLC „nur“ mehr vom Gewohnten, was bei dem sehr guten Kampfsystem der Ryu Ga Gotoku Spiele aber nicht schlecht sein muss.

QTE schleichen sich immer mal wieder in die Bosskämpfe ein.

Sauer aufgestoßen sind mir diesmal aber die Beschattungsmissionen. Ich war schon kein Fan davon im Hauptspiel, hier wurden sie aber für mein Gefühl noch schlechter und unberechenbarer. Zur Erklärung: bei diesen Aufgaben geht es darum, einen Verdächtigen zu verfolgen und dabei so unauffällig wie möglich zu agieren. Es gibt eine Anzeige, die darstellt, wie auffällig ihr euch verhaltet – bei 100% ist die Mission gescheitert. Um dies zu verhindern könnt ihr euch hinter Gegenständen verstecken oder euch in begrenzter Anzahl beispielsweise die Schuhe zubinden, um so aus dem Sichtfeld zu gelangen.

Leider sind die Areale oft so offen, dass man kaum eine Möglichkeit findet, der Zielperson unbeobachtet zu folgen. Falls ihr dann zu weit zurückfallt, läuft ein Timer ab und ihr habt 20 Sekunden Zeit, wieder Sichtkontakt zum Verdächtigen herzustellen. Man ist also ständig damit beschäftigt, den perfekten Abstand beizubehalten und gleichzeitig nicht aufzufallen, was echt nervig sein kann.

Auch Tatorte wollen wieder untersucht werden, diesmal allerdings weniger mit Hightech-Gerät. Stattdessen nutzt Kaito seine Sinne, um Hinweise zu finden. Er kann Dinge erriechen, erhöhren oder, nun, ersehen. Die Tatorte müssen mit den verschiedenen Möglichkeiten abgegrast und key items gefunden werden. Im Prinzip ist das nur eine moderne Art des Pixelhunting aus alten Adventures. Nicht wirklich anspruchsvoll, eigentlich dient es nur um zu zeigen, dass man neben dicken Armen trotzdem immer noch ein Detektiv ist und man Dinge auch mit dem Köpfchen lösen kann.

Der Gameplay-Loop besteht also meistens aus Tatort untersuchen -> Mobster verkloppen -> Person folgen -> Mobster verkloppen -> Zielpunkt erreichen -> Mobster und Boss verkloppen. Das ist für Yakuza-Spieler nichts neues, ihr solltet euch auf keine großen Innovationen einstellen.

Sonst könnt ihr euch die Stadt anschauen und wie erwähnt Nebenquests erledigen, Essen gehen und so eure Energie/EX-Leiste auffüllen oder euch in zahlreichen Minigames die Zeit vertreiben. Durch das Pacing war ich diesmal aber gar nicht wirklich versucht, mich außerhalb der Mainquest zu beschäftigen. Durch die, für ein RGG Studio Machwerk, kurze Spielzeit, ging es für mich hauptsächlich darum, Kaitos spannende Geschichte zu erleben.

Kamurocho ist wieder prall mit Nebentätigkeiten gefüllt.

Technisch ist der DLC auf dem Stand seines Hauptspiels. Es sieht schön aus und die Sprecher machen ihren Job wie immer sehr gut. Die Kämpfe laufen auch bei vielen Akteuren flüssig und überzeugen durch eine stabile Framerate. An manchen Stellen findet man hin und wieder mal nicht so scharfe Texturen und einige Sounds und Animationen wiederholen sich gefühlt seit Yakuza 0, an sich braucht man aber nicht meckern.

Fazit

The Kaito Files ist ein toller DLC für Lost Judgment und erzählt eine spannende Geschichte rund um Kaito und seiner Vergangenheit. Das Gameplay hat sich auch durch die zwei neuen Stile kaum verändert, was für Fans der Serie kein Kritikpunkt sein dürfte. Der Preis von knapp 30€ ist für mein Empfinden etwas zu hoch, besonders vor dem Hintergrund, dass das Hauptspiel billiger zu bekommen ist und mehr Inhalt bietet. Wer aber darüber hinweg schauen kann oder den DLC im Sale erwischen kann, der sollte unbedingt zuschlagen.

8

Gameplay

8.5/10

Grafik

8.0/10

Sound

8.5/10

Umfang

7.0/10

Pros

  • Spannende Geschichte
  • Brachiale Kämpfe
  • Tolle Sprecher

Cons

  • Nervige Beschattungen
  • Hoher Preis
  • Kein Premium Adventure

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