Das erste Mal von Signalis erfuhr ich bei YouTube. Meine favorisierten Horror-Spiel Channel berichteten von einem Sci-Fi Survival-Horror Titel, der als inoffizieller Teil der Silent Hill Reihe gelten könne. Als großer Fan der Konami Gruselei hat das natürlich mein Interesse geweckt, daher musste ich Signalis unbedingt selber ausprobieren – wie praktisch, dass der Titel in Microsofts Game Pass enthalten ist. Doch hat sich der Download gelohnt?
Signalis ist ein waschechtes Survival-Horror Game, das auf klassische Mechaniken des Genres setzt. Begrenztes Inventar, festgelegte Speicherräume und begrenzte Munition und Heilgegenstände kennt man schon von Resident Evil 1 und dieses Konzept wird hier souverän weitergeführt. Im Gegensatz zu den Schwergewichten Resident Evil und Silent Hill steuert man Protagonistin Elster hier größtenteils aus der Topdown-Perspektive, in bestimmten Story- oder Rätselabschnitten wechselt die Kamera aber auch mal in die Ego-Ansicht.
Trotz der Distanz, die durch die Kamera zwischen euch und der Spielfigur geschaffen wird, schafft es Signalis trotzdem, Immersion und Identifikation mit Elster spürbar zu machen. Atmosphärisch ist dieser Sci-Fi Horror mit das Beste, was ich in den letzten Jahren gespielt habe. Verlassene Korridore, pulsierendes Fleisch an den Wänden, das Licht der Taschenlampe erhellt spärlich den Weg – und vielleicht lauert schon die nächste Gefahr in einer dunklen Ecke. Jumpscares gibt es keine, der Horror wird rein durch die Atmosphäre transportiert. Auch spärlich eingesetzte, dafür aber umso wirkungsvollere Musikstücke, deren Bandbreite von ruhiger Melancholie bis zu dreckigem Industrial reicht, und einer generellen Soundkulisse, die mit hektischen und unangenehmen Lauten eine unsichere Umgebung schafft, tragen ihren Teil dazu bei.
Die Geschichte von Signalis wird in mehreren Ebenen erzählt und ehrlich gesagt: ich habe bei meinem ersten Playthrough nicht alles verstanden. Sie ist teilweise sehr kryptisch und lässt viel Interpretationsspielraum, Tagebucheinträge und Berichte helfen jedoch bei der Einordnung der Geschehnisse. Was man aber nach den ersten Spielstunden schon merkt: es wird wohl kein Hollywood’sches Happy-End geben. Signalis ist keine typische Gut-gegen-Böse Geschichte, stattdessen geht es hier vielmehr um zwischenmenschliche Beziehungen und Themen wie Verlust, Abhängigkeit, Vergänglichkeit und natürlich Tod. Diese Themen legen sich beim Spielen wie eine Therapiedecke über den Spieler und lassen ihn trotz interpretationsreicher Story spüren, dass das hier alles nicht wirklich gut ausgehen wird. Solch ein ungutes Gefühl, was mich an den Bildschirm gefesselt hat, hatte ich zuletzt tatsächlich bei Silent Hill 2 – die Vergleiche könnten für mich also nicht passender sein. Um es wirklich ganz grob zusammenzufassen: ihr spielt Elster, eine sogenannte Gestalt, ein Replikant, und sucht eure Partnerin Ariane. Nach Absturz eures Shuttles befindet ihr euch auf einer Weltallstation und versucht, irgendwie Ariane und gleichzeitig eure Erinnerung wiederzufinden.
Natürlich funktioniert das Ganze nicht ohne Gegenwehr, also müsst ihr euch gegen Horden von verschiedensten korrumpierten Replikanten mit allerlei Waffengewalt zur Wehr setzen. Pistole, Schrotgewehr, Sturmgewehr oder Revolver – es gibt alles, was das Survival Horror Herz begehrt. Sollte es dann tatsächlich zum Kampf kommen (wobei die Flucht auch genretypisch oft die bessere Wahl sein kann), dann steuert ihr Elster wie in einem Twinstick-Shooter – der linke Stick bewegt die Figur, mit dem rechten Stick schaut Elster in die gewählte Richtung. Die Konfrontationen laufen sehr flüssig ab und wäre Munitionsmangel kein Thema, könnte Signalis auch problemlos als Actionspiel mit Horrorthema durchgehen. Und auch hier gibt es wieder Mechaniken, die an die großen Vorbilder erinnern. Einerseits folgen euch Replikanten nicht in andere Räume, außerdem müssen getötete Gegner endgültig verbrannt werden, damit diese nicht wieder aufstehen – Resident Evil 1 Remake lässt grüßen.
Neben den zahlreichen Konfrontationen wollen natürlich auch Rätsel gelöst werden. Diese sind angenehm vielseitig und reichen weit über „Finde Gegenstand A, bringe ihn zu Punkt B und erhalte dafür Schlüsselitem C“ hinaus. Besonders zum Ende wird’s immer kniffeliger, nie aber unfair bzw. unlösbar. Besonders der Sprung in die Ego-Sicht bei dem Großteil der Puzzles sorgt für Point’n’Click Adventure Gefühle!
Die selbstentwickelte rose-engine sorgt dabei für einen herrlich hochauflösenden Pixellook und könnte auch glatt für die Playstation 1 entwickelt worden sein, besonders die Gesichter versprühten für mich irgendwie Metal Gear Solid 1 Vibes – nur halt höher aufgelöst.
Was mir nicht so gut gefallen hat, war die nicht so gute Aktionsabfrage. Manchmal muss man schon sehr genau vor Items oder Durchgängen stehen, damit die Eingabe auch funktioniert. Mir ist es ein paar Mal passiert, dass ich auf der Flucht vor Monstern in hektischen Augenblicken nicht durch Türen flüchten konnte, weil meine Eingabe nicht registriert wurde, da ich nicht den richtigen Pixelabstand eingehalten habe. Ansonsten habe ich aber nicht wirklich was zu meckern, daher kommen wir auch direkt zum Fazit!
P.S.: Signalis ist auch im Xbox Game Pass enthalten!
Signalis ist für mich nicht nur eines der besten Horrorspiele der letzten Jahre, sondern eines der besten Spiele der letzten Jahre! Diese verworrene und dennoch so melancholische Story, verpackt in einem Survival-Horror der alten Schule, lässt mir als Fan des Genres das Herz aufgehen. Bitte, liebe Horror-Entwickler: schaut euch Signalis genau an und hört endlich auf, Jumpscare-Walking-Simulatoren zu basteln!