Home Kolumne In eigener Sache: wie ich Spiele ab sofort bewerten werde

In eigener Sache: wie ich Spiele ab sofort bewerten werde

von Pat

In den letzten Tagen, genauer gesagt durch den Starfield Release, ist mir wieder einmal bewusst geworden, wie sehr sich Spieler an reinen Zahlenwerten bei der Bewertung von Spielen festklammern. Auch ich kann mich davon nicht freisprechen, oft schaue ich bei Tests erst auf die Punktzahl, bevor ich mir im Nachgang dann die Begründung zu Gemüte führe, obwohl meine Kaufentscheidung durch die reine Abschlusswertung innerlich schon gefallen ist.

Clearance-2023

Klar, als schneller Indikator mag dieses Bewertungssystem funktionieren und hat durchaus seine Vorteile. Man hat schnell einen Richtwert und kann von vornherein überlegen, ob das bewertete Spiel überhaupt was für jemanden ist und hat dadurch auch bessere Möglichkeiten für Vergleiche von ähnlichen Games. Der für mich jedoch größte Kritikpunkt ist die Nutzung des Ratings als künstlicher Aufreger und geplanter Skandal. Im Fall von Starfield beispielsweise werden 70er Wertungen als lächerlich abgestempelt, 90er Wertungen sind auch nicht passend und viele Gaming-Magazine, -Blogger oder -YouTuber versuchen irgendwie, mit „umstrittenen“ Scores für Aussehen zu sorgen und damit Reichweite zu generieren.

Beispiel Starfield: nehmen wir an, Magazin X vergibt für das Sci-Fi Epos 75%. Jetzt kann man sich sicher sein, dass die Mistgabeln gezückt werden und diese Wertung als schlechter Witz abgestempelt wird, der nur die Ahnungslosigkeit des Redakteurs/der Redakteurin bestätigt. Dabei werden aber immer wieder zwei Punkte vergessen:

  1. Wären 75% immer noch ein Zeichen für ein gutes Spiel.
  2. Muss man die Bewertung im Kontext anderer Tests des selben Testers/der selben Testerin einordnen.

Leider geht der Trend in den letzten Jahren immer mehr dazu, Spiele nur anhand eines Metascores zu bemessen und diesen als einziges Kriterium heranzuziehen. Mit 75% würde Starfield in der allgemeinen Wahrnehmung als Flop gelten, obwohl 75% ja erst einmal gut sind und das Spiel demnach also durchaus Spaß machen kann. Das wird aber spätestens ab dem Zeitpunkt egal, an dem beispielsweise ein God of War einen Metascore von 89% erhält und sofort Vergleiche stattfinden. Dabei setzt sich der Metascore ja nur aus den Bewertungen verschiedenster Magazine zusammen und bildet zwischen den Spielen keine gemeinsame Grundlage. Es können pro Spiel verschiedene Publikationen in die Bewertung einfließen, es gibt keine gemeinsame Basis.

Ich habe gestern bei Twitter/X einen Post gesehen, bei dem die Metascores von Starfield mit dem von Final Fantasy XVI verglichen wurde – Xbox/PC Exklusivtitel gegen Playstation 5 Exklusivtitel. Als wäre das nicht schon albern genug, wurde hervorgehoben, dass FFXVI ja einen Punkt mehr bei Metacritic erhalten habe als Starfield und demnach das bessere Spiel sei. Klar, console wars sind (leider) nichts neues, aber es war wieder ein klasse Beispiel, wie der Metascore dumme Diskussionen zum Vorschein bringt. Und der Metascore setzt sich nun mal aus punkt- oder prozentbasierten Ratings zusammen.

Ich habe daher für mich entschieden, zukünftige Tests ohne Zahlen bewerten zu wollen. Für kommende Reviews möchte ich nur noch zwischen fünf Kategorien wählen, die von Schrott bis Super reichen. Im Prinzip ist jede Kategorie ein Container mit bestimmten prozentualen Reichweiten (Super = 100% – 80%, Gut = 80% – 60%, etc.), gibt die Bewertung aber a) nicht konkret raus und legt sich b) nicht auf einen bestimmten Wert fest. Würde ich Starfield jetzt mit einem „Super“ bewerten, dann könnte das von 80% – 100% alles sein. Das nimmt der Jagd nach dem besten Score ein wenig Wind aus den Segeln und setzt den Fokus wieder auf das, was für uns Gamer eigentlich der einzige Messwert sein sollte: der Spielspaß.

Das könnte dir auch gefallen

Hinterlasse einen Kommentar