Home Kolumne Concord – Go woke, Go broke? Schwachsinn!

Concord – Go woke, Go broke? Schwachsinn!

von Pat

Das Drama um Concord dürfte jeder videospielaffine Mensch ja mittlerweile mitbekommen haben. Acht Jahre Entwicklung, Sonys große Heroshooter-Hoffnung, über 100. Mio Euro an Budget verschlungen und am Ende nach zwei Wochen aus allen Stores genommen – inkl. Rückerstattung.

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Ich habe mir dann auf YouTube ein paar Stimmungsbilder dazu angesehen und wollte mal wissen, wie Sonys Flop aufgenommen und erklärt wird. Während meiner Recherche stieß ich dann auf folgendes Video:

Nun geht mir das Thema des Wokeness-Bashings eh schon länger auf den Zeiger, weil ja mittlerweile alles, was man nicht mehr sagen sollte, sei es aus rassistischen oder sexistischen Gründen, als woke bezeichnet wird und woke ja erst einmal scheisse ist – zumindest aus Sicht der Anti-Wokeness-Krieger. Das ist aber auch an sich ein anderes Thema. Worum es hier eigentlich gehen sollte, ist diese absolute Schwachsinnigkeit, den Flop Concords irgendeiner woken Agenda anzulasten. Dabei dient dieses Video oben nur als eines von mittlerweile zig Beispielen, die man bei YouTube oder Social Media Plattformen wie X findet.

Concord ist nicht gefloppt, weil es woke ist. Concord ist gefloppt, weil das Spiel acht Jahre zu spät auf den Markt kam, weil es seit dem Reveal damals kaum noch irgendwie groß beworben wurde, weil der Markt dieser Art von Shootern mit anderen Vertretern schon zu gut besetzt ist, um da wirklich Fuß fassen zu können, weil das Spiel durch den sichtbaren Playercount zum Meme wurde, bevor es überhaupt richtig angekommen war. Wokeness war keiner dieser Gründe.

Was überhaupt soll Wokeness im Zusammenhang mit Concord bedeuten? Dass man bunte Figuren steuert? Dass die weiblichen Charaktere keinem Schönheitsideal entsprechen? Das die Pronomen der Charaktere genannt werden? Denn mehr hat Concord an „Wokeness“ nicht zu bieten, davon ab, dass das nicht mal woke ist. El Knablo möchte mit seinem Video lediglich diesen Mythos aufrechterhalten, dass Wokeness (mein Gott, wie oft muss ich das Wort noch in allen Varianten verwenden) zwangsweise immer zu einem Flop führt, weil Gamer an dieser Art von „moralischem Zeigefinger“, der ja oft mit dem Begriff „woke“ gleichgesetzt wird, kein Interesse hat und lieber gute Spiele spielen will.

Das Problem an dieser Argumentation: es ist halt einfach nicht die Regel, die „Go woke, go broke“ gerne wäre. Aktuell wird gerne Black Myth als Gegenbeispiel und -bewegung progressiver Spiele genommen. Das liegt hauptsächlich an EINEM Review des Magazins Screenrant, das Black Myth aufgrund von fehlender Diversität kritisiert hat. Jetzt kann man über diese Argumentation bei einem Spiel, dass sich an chinesischer Mythologie bedient, natürlich streiten. Andererseits ist es für die komplette Diskussion, ob Wokeness ein Garant für floppende Spiele ist, komplett irrelevant. Wie gesagt, es handelt sich um ein Review, das nun stellvertretend für eine ganze „Agenda“ genommen wird und gleichzeitig beweisen soll, dass „bodenständige“ Spiele wie Wukong bei den Spielern viel besser ankommen, als so ein woker Quatsch wie Concord – die Spielezahlen belegen das ja angeblich auch.

Wenn es aber danach gehen würde, dann könnte ich jetzt auf der Stelle 20 Spiele nennen, die sich keiner progressiven Gedanken bedienen und trotzdem brutale Flops geworden sind. Nach der Logik müsste ja auch ein The Last of Us 2 ein absoluter Ladenhüter gewesen sein, schließlich gibt es dort gleichgeschlechtliche Liebe, Transcharaktere und weibliche Protagonistinnen, die nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechen.

Concord kam einfach zur falschen Zeit, mit der falschen (nämlich gar keiner) Werbekampagne auf den Markt. Auf einen Markt, der von anderen Spielen dominiert wird, über Jahre hinweg. Aber wahrscheinlich war XDefiant auch einfach zu woke und ist deshalb kurz vor dem Aus, nicht weil es sich einfach nicht gegen Call of Duty durchsetzen konnte.

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