Der 19.10.22 ist ein ganz besonderer Tag. Nachdem es Konami jahrelang erfolgreich geschafft hat, ihre IPs auf zahlreichen Wegen wertlos zu machen – mal spektakulär (eFootball bzw. PES), mal eher still und leise (Castlevania) – gab es immer wieder Hoffnung, dass zumindest Silent Hill irgendwie von dem Schicksal bewahrt wird und nach dem mittelmäßigen Downpour endlich neuer Content geliefert wird. Und tatsächlich, der wurde schließlich auch geliefert: in Form von Pachinko-Automaten oder Skateboards.
Auf ein neues Spiel der hochgelobten Psycho-Horror Reihe mussten Fans, zu denen ich mich auch seit dem Original auf der Playstation 1 zähle, weiterhin warten. Der Versuch mit Kojima ging in die Hose, was quasi das vorläufige Ende für sowohl Silent Hill als auch die Metal Gear Solid Reihe bedeutete. Und so wurde sich an jedes kleine Gerücht geklammert, was irgendwie einen Reboot des SH Franchises andeutete. Im letzten Jahr wurde dann plötzlich gemunkelt, dass das Bloober Team an einem Remake von Silent Hill 2 arbeite, was nach den ambitionierten aber im Endeffekt eher mittelmäßigen Spielen wie The Medium oder auch Layers of Fear nicht gerade für Begeisterungsstürme sorgte.
Und gestern war es dann soweit: die Gerüchte haben sich bewahrheitet. Bloober Team arbeitet an einem Remake vom legendären zweiten Teil, James Sunderland wird noch einmal nach Silent Hill geschickt, um seine totgeglaubte Frau zu suchen. Daneben wurden noch zwei weitere Spiele der Serie (Silent Hill Townhall & Silent Hill f) und ein weiterer Film (Return to Silent Hill) angekündigt. Und während man Townfall und f noch komplett ohne Erwartungen rangehen kann, so kann das Remake von Teil fast nur enttäuschen.
Das liegt für mich an zwei wesentlichen Punkten. Punkt 1: die Messlatte des Originals liegt unmenschlich hoch. Silent Hill 2 gilt als eines der besten, wenn nicht sogar als das beste Survival-Horror Spiel aller Zeiten. Klar, Resident Evil 2 hat da auch noch ein Wörtchen mit zu reden, aber man kann ja schon festhalten, dass Silent Hill 2 absolute Masterclass ist. Bis auf die technische Seite gibt es an dem Spiel auch nicht wirklich viel zu verbessern, und selbst das ist nicht unbedingt notwendig, weil es auch heute noch gut aussieht. Dazu kommt, dass Silent Hill 2 fast ausschließlich von seiner Story und der Atmosphäre lebt. Das Gameplay ist eigentlich nur Beiwerk, notwendig um das Abenteuer als Videospiel deklarieren zu können. Natürlich gibt es immer was zu verbessern und besonders bei einem 20 Jahre alten Spiel sind die Möglichkeiten vielfältig – aber sie sind halt nicht zwingend erforderlich.
Punkt 2: Bloober Team. Ja, die Spieleschmiede aus Polen hat, wie bereits erwähnt, einige ambitionierte Projekte ins Leben gerufen. Wirklich was hängengeblieben ist dabei aber nicht. Layers of Fear war ganz nett und The Medium hatte interessante Ideen, schlussendlich waren es aber nur durchschnittliche Spiele, die man wohlwollend mit dem Prädikat „gut“ auszeichnen könnte. Und da ist das Problem: gut wird Silent Hill 2 nicht gerecht. Nehmen wir den für mich unwahrscheinlichen Fall an und das Remake wird tatsächlich gut, das würde mir trotz aktueller Grafik und modernem Gameplay mit QoL-Features, nicht reichen. Man sollte natürlich nicht zu vorschnell urteilen und vielleicht macht Bloober Team auch was ganz fantastisches aus der Lizenz, schließlich hat sie prominente Unterstützung von Teilen des Originalteams, meine Erwartungen sind aber sehr überschaubar.
Wahrscheinlich hat man den Erfolg von Capcom bei den Remakes zu Teil 2 und Teil 3 gesehen (wobei der neue Teil 3 auch nicht das Gelbe vom Ei ist) und versucht nun auch, auf diesen Zug mit aufzuspringen. Der für mich größte Unterschied ist dabei aber: Capcom hatte sich mit Resident Evil 6 zwar fast das eigene Seriengrab geschaufelt, mit Teil 7 aber dann gezeigt, dass sie es immer noch drauf haben und gute Horrorspiele auf den Markt bringen können. Mit diesem Aufschwung wurde dann das Resident Evil 2 Remake verwirklicht, denn die potentiellen Käufer hatten wieder Blut geleckt und gemerkt, dass man sich anscheinend doch auf Capcom verlassen kann. Bei Silent Hill bzw. Konami trifft eher das Gegenteil zu. Silent Hill Homecoming und Downpour waren mittelmäßige Horrorspiele, die genauso gut unter einem anderen Namen hätten veröffentlicht werden können – aufgefallen wäre es wohl keinem. Es gab kein Momentum, die Hoffnung bei vielen Fans war einfach seit Jahren tot. Und jetzt kommt raus, dass Konami die Lizenz nicht einmal als Chefsache behandelt und das Spiel bei sich entwickelt, sondern einem Entwickler an die Hand gibt, der bisher nicht überzeugen konnte. Das muss ja per se auch kein schlechter Zug sein, es gibt genügend Beispiele, wo externe Studios tolle Remakes gezaubert haben, die hatten dann aber auch selten solche Mammutaufgaben vor sich, ohne vorher abgeliefert zu haben.
Und sollte Bloober Team es wirklich in den Sand setzen, dann wäre das zumindest nicht der einzige (zeit)exklusive Playstation-Titel, dem dieses Schicksal ereilt. Basement Crawl lässt grüßen…