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Test: EA Sports FC 24

von Pat

Ich möchte direkt zu Beginn die Katze aus dem sprichwörtlichen Sack lassen: EA Sports FC 24 ist eines der schlechtesten Spiele der letzten Jahre. Es lässt sich kaum in Worte fassen, was EA da fabriziert hat und noch weniger lässt sich in Worte fassen, wie sehr das die Kanadier wohl nicht interessieren wird, weil die Ultimate Team Maschinerie wieder auf Hochtouren läuft und Unmengen an Geld in die Kassen spült. Doch warum ist FC 24 so schlecht? Finden wir es gemeinsam heraus!

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Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wo ich überhaupt anfangen soll. Der wohl wichtigste Punkt bei einem Sportspiel ist das Gameplay, also wie performt FC 24 auf dem Platz? Um es kurz zu machen: grauenhaft. Seit PES 2008 ist mir kein derart schlechtes Gebolze unter die Augen gekommen. Eine Ballphysik, die den Namen Physik gar nicht verdient hat, unzählige Pressbälle, die absolut nicht nachvollziehbar herumprallen, KI-Mitspieler, die sich verhalten, also hätte man sie vor dem Spiel lobotomiert – bis auf ein paar ganz okaye Animationen, die sich aber auch schon seit Jahren durch die Serie ziehen, ist das Geschehen auf dem Rasen kaum nachvollziehbar und lebt von durchgehendem Zufall.

Ich fühle mich an die frühen 2000er Jahre erinnert, als FIFA höchstens als eSport-Titel funktioniert hat. Auch jetzt gibt es wieder Sequenzen, die zu sicheren Toren führen und so liegt der Hauptfokus des Spiels darin, bestimmte Situationen schon im Keim zu ersticken, da sonst sicher mit einem Gegentor gerechnet werden kann. Es fühlt sich einfach nicht wie ein organisches Fussballspiel an, eher ist man damit beschäftigt, die Spielmechanik zu seinen Gunsten auszunutzen. Das merkt man besonders online, da man dort in 99% der Fälle gegen den immer gleichen Spieltyp antritt. Spieler mit hohem Schnelligkeitswert, dauernd über die Außenbahn kommend, die den Ball quer in den Sechzehner legen und dann der angespielte Stürmer dann nach ein paar viel zu schnellen Animationen den Ball ins lange Eck legt. Traurigerweise funktioniert das auch am besten gegen die CPU, die sich auf höheren Schwierigkeitsgraden nicht darauf einstellt, sondern einfach anfängt zu cheaten.

Was mich seit Jahren stört und für mich auch nichts in einer Fußballsimulation zu suchen hat, ist das exzessive Nutzen von Tricks. So viele Skillmoves, die man bei FC 24 in einem Spiel sieht, findet man wahrscheinlich in einer gesamten Bundesliga-Saison teamübergreifend nicht.

Dazu kommen immer wieder geskriptete Situationen, bei denen der eigene Spieler absichtlich vom Ball fernbleibt, obwohl er ihn locker erreichen könnte, nur damit der Gegenspieler ans Spielgerät kommt und eine Torchance kreieren kann, die eigentlich locker hätte entschärft werden können. So fühlt es sich sowohl in der Offensive als auch in der Defensive oft nicht wie eigener Skill an. Stattdessen muss man hoffen, dass die FC 24-Götter einem milde gestimmt sind und das Momentum in eine gute Richtung beeinflussen.

Doch nicht nur beim Gameplay zeigt FC 24 seine hässliche Fratze. Spieler- und Managerkarriere sind bis zur Unkenntlichkeit verbuggt und erschweren zusätzlich mit unsinnigen Saisonzielen das Leben. Bugs aus alten Teilen wurden unverändert übernommen und zeigen, dass EA gar kein Interesse daran hat, Singleplayer-Komponenten zu fixen. Auf der Playstation setzen sich Einstellungen regelmäßig zurück, individuelle Anpassungen an Steuerung und Kamera müssen in willkürlichen Intervallen immer wieder neu vorgenommen werden.

Auch grafisch hat sich im Vergleich zum Vorjahr nicht viel getan. Es sieht okay aus, reißt aber auch keine Bäume aus und kann sich mit einem NBA 2k24 oder einem MLB The Show 24 auf keiner Ebene messen, weder bei Spielermodellen, noch bei der grundsätzlichen Präsentation der Sportart.

Es ist mir unbegreiflich, wie ein solch unfertiges Produkt auf den Markt geschmissen werden kann. Andererseits wundert es mich auch nicht, da die Zahlen trotzdem mal wieder für FC 24 sprechen. Und so möchte ich aus dem anfänglichen Test einen Appell machen: bitte kauft diesen Schrott nicht mehr und belohnt EA nicht auch noch für deren Gier. Auch wenn es aktuell keine Alternative zu einem vollständigen Fussballspiel gibt, lasst es lieber ganz sein und gebt anderen (Sport)spielen die Chance (der Football Manager von Sports Interactive könnte euren Hunger nach Fussball stillen), euer hart verdientes Geld zu bekommen, statt es für ein unfertiges Stück Software auszugeben, das euch eh nur die Kohle aus den Taschen ziehen will. Spielemagazine wie die Gamestar sollten sich schämen, FC 24 eine Wertung von 75% zu geben, das Spiel hätte höchstens die Hälfte verdient. Es ist unfertig aus den Markt gekommen und als wäre das nicht genug, übernimmt es auch noch Bugs und Glitches aus vorherigen Teilen, besonders was die Singleplayer-Modi betrifft. EA probiert aus, was sie den Spielern vorsetzen können, um möglichst wenig Aufwand leisten zu müssen und dennoch groß abcashen zu können. EA FC 24 ist der eindrucksvolle Beweis, dass dazu tatsächlich wenig Mühe nötig ist.

Die Verkaufszahlen der physischen Versionen sind im Vergleich zu FIFA 23 zwar rückläufig, da es aber noch keine Zahlen von digitalen und physischen Verkäufen zusammen gibt, könnte die Differenz auch durch die digitale Version ausgeglichen werden. Und selbst wenn es tatsächlich einen Umsatzeinbruch zum Vorgänger geben sollte, so möchte ich einmal den Kicker zitieren:

Im Bericht zu ebendiesem vierten Quartal 2022/23 war die Prognose zum kommenden Umsatz auf 1,825 bis 1,925 Milliarden angegeben gewesen. EA hat entsprechend am oberen Ende der Erwartungen abgeschnitten. Auch das Netto-Einkommen erhöhte sich in der Gegenüberstellung von 2022 zu 2023 von 311 auf 402 Millionen. Der Umsatz der Live-Services – vor allem der Mikrotransaktionen – belief sich auf 1,481 Milliarden US-Dollar. Das entspricht einem Anteil von fast 77 Prozent an der Gesamtsumme.

https://www.kicker.de/fast-zwei-milliarden-rekord-quartal-fuer-ea-vor-ea-sports-fc-24-962724/artikel

Der Punkt, der das Fass für mich zum Überlaufen gebracht hat, ist die Tatsache, dass sich im Vergleich zu FIFA 23 nichts verbessert hat. Im Gegenteil, in jedem relevanten Spielbereich muss man sich mit neuen Fehlern auseinandersetzen. Man spürt an jeder Ecke, dass EA nicht einmal so tut, als hätte es sich für die Post-FIFA Ära Mühe gegeben. Natürlich muss nicht jedes Sportspiel in jedem Jahr das Genre grundlegend verändern oder neue Meilensteine setzen, aber marginale Veränderungen reichen nur, wenn ein solides Grundgerüst vorhanden ist. Das Gerüst, auf dem FC 24 steht, hat aber nicht einmal den Begriff Bauruine verdient. Es ist eine Beleidigung für jeden Fussballfan und ich hoffe inständig, dass EA dieser Programmierquatsch ordentlich auf die Füße fällt.

Alle Menschen, die Fussball und/oder Videospiele lieben: bitte lasst die Finger davon! Selbst keine Alternative ist besser als dieses auf den Markt geworfene Stück Müll, das allein von seinem Glücksspielcharakter in Ultimate Team lebt. Sowohl im Singleplayer als auch online ist das Spiel von Bugs und Glitches übersäht und funktioniert an keiner Stelle einwandfrei. Für so ein großes Unternehmen wie EA ist es einerseits eine Frechheit, sowas zu veröffentlichen, andererseits aber leider inzwischen auch komplett erwartbar.

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