Ich bin mir ziemlich sicher, dass viele von euch noch nichts von Thrill Drive gehört haben. Das ist aber auch kein wirkliches Wunder, da das Spiel 1998 nur als Arcade-Version erschienen ist und die Automaten seit 2021 aus dem Markt gezogen wurden. Grundsätzlich ist Thrill Drive ein Racer, bei dem es darum geht, innerhalb eines Zeitlimits als Erster ins Ziel zu gelangen und dabei so wenig Unfälle wie möglich zu bauen. Das Spiel sieht für sein Erscheinungsjahr echt gut aus und bietet spannendes Arcade-Gameplay – man könnte es fast schon als Vorlage für die Burnout-Reihe bezeichnen. Es gibt insgesamt drei Strecken und nach jedem Rennen werdet ihr in verschiedenen Kategorien bewertet (Reflexe, Mut, Style, etc.), die neben der Platzierung eure Punktzahl bestimmen. Was das Spiel jedoch so absurd – fast schon creepy – macht, ist das Unfallsystem.
Bei jedem größeren Crash wrid ein ohrenbetäubender Schrei abgespielt, das virtuelle Glas des Bildschirm bricht und ein Bild von einer schreienden Person wird kurz eingeblendet, bevor es dann wieder weitergeht. Das war aber nicht alles: mit jedem Unfall wird die Welt von Thrill Drive beunruhigender, es nimmt schon fast Silent Hill’sche Ausmaße an. Sonnenschein weicht immer stärkerem Regen, die Farben wechseln bunt ins Graue und die musikalische Untermalung wird bei jedem Unfall bedrohlicher und gruselger.
Neben diesen ganzen Änderungen in der Spielwelt gibt es auch noch die Auswahl zwischen „Mild“ und „Hard“ bei der Reaktion des Fahrers und der eingeblendeten Texte bei Unfällen. Bei der „Mild“-Einstellung wippt die Spielfigur bei einem Crash kurz nach vorne und kratzt sich dann den Kopf, während die Texte „COLLISION!“, „ACCIDENT!“, und „ACCIDENT!!“ in der Wiederholung eingeblendet werden. Ist jedoch „Hard“ gewählt, fliegt euer Fahrer bei einer Kollision durch die Windschutzscheibe und die beiden „ACCIDENT!“ Texteinblendungen werden um die Worte „SERIOUS ACCIDENT!“, and „FATAL ACCIDENT!!“ erweitert, um dem ganzen Spiel einen morbideren Touch zu geben.
Thrill Drive könnte mit seinem Konzept auch aus einem Creepypasta stammen, die Veränderung der Spielwelt mit jedem Unfall lässt den Racer fast schon zu einem Horror-Spiel mutieren. Da das Zeitlimit in Thrill Drive auch ziemlich knackig ist, ist man als Spieler quasi gezwungen, so halsbrecherisch wie möglich zu fahren, was im schlechtesten Fall zu mehr Unfällen führt, was wiederum zu den erwähnten Änderungen führt, die man am liebsten gar nicht zu Gesicht bekommen möchte. Das Spiel (und seine beiden Nachfolger) sind auf jeden Fall ganz besondere Rennspiele und können mit Hilfe von MAME-Emulation auch noch auf euren Heimrechnern „genossen“ werden. Anschauen solltet ihr euch Thrill Drive auf jeden Fall einmal und sei es nur durch YouTube Videos, aber dieses absurde Werk aus dem Hause Konami sollte nicht in Vergessenheit geraten.