Home Switch Nintendo Switch Hidden Gem #1: Sakuna: Of Rice and Ruin

Nintendo Switch Hidden Gem #1: Sakuna: Of Rice and Ruin

von Cyrus

Die Nintendo Switch ist eine der erfolgreichsten Konsolen aller Zeiten. Über 120 Millionen verkaufte Einheiten, Platz 3 im All-Time Ranking und eine Lebenszeit, die für Konsolen unüblich lang ist. Es ist also klar, das die Bibliothek der Switch mittlerweile mehr zu bieten hat, als Breath of the Wild und Super Mario Odyssey. Also bevor ihr zum 100. Mal die Prinzessinnen Zelda und Peach rettet, ist es an der Zeit eure Nintendo Switch vor dem Verstauben zu retten! Daher möchte ich euch jetzt hier in den nächsten Wochen Spiele vorstellen, die unter dem Radar laufen und trotzdem definitiv ein Stück eurer Aufmerksamkeit verdient haben. Beginnen möchte ich da gleich mit einem besonderen Highlight und einem Genre-Mix, der wirklich einmalig ist in seiner Tiefe.

Clearance-2023

Sakuna of Rice and Ruin

Plattform: Nintendo Switch, PC, PS 4
Erscheinungsjahr: 2020
Spielzeit: Rund 30 Stunden

Story

Sakuna ist die Tochter eines Kriegsgottes und einer Erntegöttin. Als solche lebt sie relativ sorgenfrei in einem göttlichen Paradies, ohne große Verpflichtungen. Eines Tages taucht plötzlich eine Gruppe Sterblicher auf, die auf der Suche nach Nahrung sind. Sakuna stellt einen der Eindringlinge als diese versucht haben etwas Essen aus dem Paradies zu stehlen und verbannt ihn aus der Hauptstadt der Götter, lässt den Rest aber aus Mitleid passieren. Und so kommt es zu einer Reihe von Missgeschicken, die dazu führt das die Opfergabe der Götter zuerst gegessen und dann auch noch der Rest verbrannt wird.

Da Sakuna in den Augen der anderen Göttern die Schuldige ist wird sie vom Paradies verbannt und mit einer Aufgabe versehen: Bringe die so genannte Dämonen-Insel wieder unter Kontrolle, die seit langer Zeit unter einem Fluch leidet, der Krieg und Hunger hervorbringt und Leben für Menschen unmöglich macht. Die Gruppe Sterblicher, die für das Schlamassel verantwortlich sind, fühlen sich schuldig und schließen sich Sakuna daraufhin für diese Aufgabe an.

Gameplay

Hier kommt der spannende Part. Das Spiel ist unterteilt in 2 Hälften: Einer Farming Simulation bei der es darum geht Reis anzubauen und einem 2D Side Scrolling Plattformer mit Kampfelementen.

Der Farming Teil ist dabei der komplexere: Es gilt den Wasserstand des Feldes im Auge zu behalten, den richtigen Dünger zu mixen, die richtigen Zeiten einzuhalten für die jeweiligen Arbeitsschritte, den Reis zu pflücken, den Reis zu trocknen, die Körner zu trennen und danach mit einem Mörser aus der Hülle zu schlagen. Für all diese Tätigkeiten gibt es verschiedene Werkzeuge(zB eine Gruppe Enten, die Ungeziefer beseitigt), die das Ergebnis ebenso beeinflussen wie kleine Mini-Spiele zu jedem Arbeitsschritt. Am Ende der Ernte wird abgerechnet und es gibt 2 Ergebnisse:

A) Die Anzahl der Reiskörner

B) Die Qualität des Reises.

Die Anzahl gilt als die Währung im Spiel und steht einem dann zum Essen zur Verfügung oder zum Handel. Die Qualität beschreibt wie viele Level man aufsteigt und welche Stats einen Boost bekommen. Das kann man wieder mit den verschiedenen Düngern und Werkzeugen beeinflussen, genauso wie die Verteilung nach Qualität und Anzahl.

Was nun das richtige Verhalten beim Anbau und der Ernte ist wird einem nicht einfach in Tutorials auf dem Silbertablett serviert: Es gibt Schriftrollen, die einem seine Mutter, die Erntegöttin, hinterlassen hat mit Tipps und Tricks die man im Laufe des Spiels freischalten kann. Es gibt die Möglichkeit, von den erfahrenen Begleitern hilfreiche Tipps zur Reisernte zu bekommen. Und man kann verschiedene Ressourcen gegen Saat und besseres Equipment eintauschen. Letztendlich ist es aber auch immer sehr viel ausprobieren. Selbst am Ende des Spiels weiß man nicht so wirklich wie gut man sich nun angestellt hat. Man kann aber auch mit dem schlechtesten Reis das Spiel abschließen, man brauch dann aber wahrscheinlich einfach etwas länger, da einem die nötigen Statsboost dann vielleicht fehlen.

Das Spiel ist in Jahren eingeteilt, am Ende jeden Jahres wird abgerechnet. Jedes Jahr hat die 4 Jahreszeiten, die jeweils 3 Tage haben. Dazu gibt es einen Tag- und Nachtzyklus. Es gibt jetzt keine festen Deadlines für Storyelemente, sondern man kann sich auch sehr gut Zeit lassen wenn man erst einmal nur seine Ernte abarbeiten möchte um seinen Charakter zu verbessern. Diese Freiheit die man dem Spieler gibt ist eine gelungene Abwechslung zu den üblichen Triple A Titeln der heutigen Zeit.

Der andere Teil des Spiels ist das Entdecken der Karte: Man schaltet mit der Zeit immer neue Level frei. In diesen lauern Gegner, Plattformer Elemente und versteckte Schätze, einmal im Tag und einmal im Nachtmodus(hier sind die Gegner stärker). Für jedes Level gibt es meistens 3-4 Aufgaben, die den Erkundungslevel erhöhen. Je höher der Level, umso mehr neue Level werden freigeschaltet. Gerade zum Ende des Spiels muss man schon ganz schön suchen um noch offene Aufgaben zu finden, wenn es einfach mal nicht weiter zu gehen scheint. Hier macht das Spiel leider keinen guten Job um zu vermitteln, was man nun genau machen muss um den Fortschritt zu bekommen. Manchmal ist es nämlich auch einfach nur ein Event was es zu Triggern gilt in dem man mit einem bestimmten Begleiter spricht, da man das aber so nicht weiß kann man schon mal länger Aufgaben grinden ohne wirklich Fortschritt. Wirklich störend ist das aber nur im Endgame, wenn man sich aber sowieso regelmäßig mit seinen Begleitern austauscht kann es auch sein das dies nie zu einem Problem wird.

Das Kampfsystem ist simpel, aber genial: 4 schnelle Attacken, 4 harte Attacken, 4 Spezialfähigkeiten. Jeweils eine Taste + Richtung. Man hat das ganze so schnell verinnerlicht, dadurch das man die Fähigkeiten aber jederzeit austauschen kann wird es eigentlich nie langweilig. Dazu kann man Fähigkeiten auch noch aufleveln um die dafür verbrauchte Ausdauer zu verbessern. Im Laufe des Spiels nimmt das ganze dadurch wirklich stark an Dynamik zu.

Dazu gibt es auch noch verschiedene Waffen, die jeweils erweiterte Skills haben. Um diese freizuschalten muss man ebenso Aufgaben erfüllen. Manchmal muss man einfach eine Gebühr bezahlen, ein anderes mal eine bestimmte Anzahl an Gegnern mit der Waffe töten. Außerdem gibt es 4 verschiedene Schadensklassen(Stich-, Schlag- und Wisch-Attacken und Magie), die gegen die verschiedenen Gegnertypen verschieden effektiv sind.

Und so geht es wirklich immer weiter. Gefühlt alle 10 Minuten wirft einem das Spiel etwas neues vor, was das Spiel erheblich beeinflusst. Alles wird aber so simpel gehalten, das es einen einfach nie überfordert sondern für eine einmalige Abwechslung im Spielgeschehen sorgt.

Es gibt zum Beispiel noch ein komplexes Essenssystem: Man findet allerlei Materialien in den Leveln, die man weiter verarbeiten kann. Essenszutaten geben unterschiedliche Statboosts, die so lange halten wie der Magen gefüllt ist(meistens 12 Stunden). Diese können aber auch verderben, also muss man diese weiter verarbeiten und entweder grillen oder pökeln. Macht man das, verliert es aber an Boosts. Alleine dieses System würden andere Spiele als Hauptfaktor verkaufen, hier ist es einfach nur so beiläufig. Diese Boosts helfen einem dann manchmal entscheidend, wenn man in den Side-Scrolling Leveln nicht weiterkommt. Hat man Probleme mit einem Monster mit einer Feuer Attacke? Hier ein Essen, was die Magie Resistenz erhöht.

Das ist ein unfassbares Erlebnis. Leider wird das ganze am Ende nochmal ordentlich auf die Streckbank gepackt und in die Länge gezogen(inklusive sich wiederholender Bosse), was mir dann doch den Gesamteindruck etwas gedrückt hat. Aber ich sage es so: Andere Spiele hätte ich an der Stelle wohl für mich als beendet erklärt, hier habe ich es durchgezogen. Weil die Charaktere so gut sind zum Beispiel und immer wenn man in einem Loch landet ein magischer Moment passiert, der einen wieder heraus zieht. Man beendet jeden Tag mit dem Essen im Kreise der Begleiter, wobei Gespräche entstehen bei denen man mehr darüber lernt wo die Charaktere denn her kommen und wieso diese bunte Mischung überhaupt zusammen gekommen ist. Die Schicksale die dort zu Tage kommen sind teilweise wirklich beeindruckend tief für ein Spiel, was eigentlich von seinen komplexen Spielsystemen lebt. Da wünscht man sich manchmal das aus der Truppe eine eigene, kleine Serie entstanden wäre. Der Vergleich kommt ja immer schnell bei Geschichten aus japanischem Hause, aber hier passt es sehr gut: Es kommt teilweise ein richtiges Studio Ghibli Gefühl auf. Auch, weil der Grafikstil etwas sehr mystisches und märchenhaftes hat. Für mich einer der schönsten Spiele, die es auf der Switch so gibt.

Sakuna: Of Rice and Ruin steckt einfach voller Liebe im Detail. Die Balance mit dem jedes Element das andere beeinflusst ist wirklich einzigartig. In diesem Spiel stecken Ideen für 10 Spiele und alles funktioniert einfach sehr gut. Dazu hatte ich keine technischen Probleme, was für Switch Titel ja auch immer ein entscheidender Faktor ist. Und so kann ich Sakuna: Of Rice and Ruin nur voll und ganz jedem empfehlen. Einer der herausragenden Titel der Konsole und definitiv ein würdiger Debütant für eine Hidden Gem Serie!

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