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Test: Taiko no Tatsujin: Rhythmic Adventure Pack

von Pat

Verrückte Ideen aus Japan sind keine Seltenheit in der Welt der Videospiele. Katamari Damacy, Cho Aniki, No One Can Stop Mr. Domino – die Liste an skurriler Software ist lang. Doch oft finden sich unter solchen Titeln wahre Perlen, die leider nicht die Aufmerksamkeit bei uns im Westen bekommen, die sie eigentlich verdient haben. Taiko no Tatsujin ist ein solches Spiel. Auf den ersten Blick ein einfaches Rhythmus-Spiel, glänzen sowohl Teil 1 als auch 2 (daher der Name Adventure Pack) mit einem sehr charmanten RPG-Teil und selbst der arcadige Taiko-Modus kann für Stunden fesseln. Warum das so ist erfahrt ihr im folgenden Review.

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Zwei Trommeln retten die Welt – zweimal!

Don und Katsu fristen ein unscheinbares Leben als Trommeln und erfreuen sich ihres Lebens, als plötzlich der fiese Professor Timedyne und seine Schergenclique auftauchen und mit Hilfe einer Zeitmaschine Chaos in unterschiedlichen Epochen zu stiften. Nur Tocky, seines Zeichens Hase und Ticky, sein im wahrsten Sinne des Wortes uhriger Freund können Don und Katsu mit Hilfe von Zauberkräften unterstützen. So beginnt ein Wettlauf gegen und in der Zeit, um den Bösewichten rechtzeitig das Handwerk zu legen.

Dies ist eine ganz kurze Zusammenfassung der Story vom Rhythmic Adventure 1 und wie ihr schon merkt, es ist – wie angekündigt – ziemlich schräg. Auch Teil 2 hält sich mit einer durchgeknallten Geschichte nicht zurück. Hier geht es um eine magische Zaubertafel, die Don und Katsu Heldensagen erleben lässt und die beiden Trommeln dabei versuchen müssen, eine böse Hexe und ihre Untertanen beim Versuch, die Weltherrschaften an sich zu reißen, zu stoppen. Auch hier finden sich wieder helfende Hände, diesmal in Form von der Fee Tia und ihrem irgendwie tierischen Begleiter Popo Kaka. Popo. Kaka.

Ihr müsst unter anderem gegen eine Drag-Queen antreten.

Während der Abenteuer trifft man auf zeitgenössische Figuren (Adventure 1) und Personen aus Legenden- und Heldensagen (Adventure 2). Nobunaga, Kleopatra und Herkules sind nur einige der Namen, die ihr im Laufe der beiden Story-Modi treffen werdet. Generell ist die Story witzig und kurzweilig, aber nichts, was lange im Gedächtnis bleibt oder wirklich relevant ist. Präsentiert wird das alles in kleinen Cutscenes, die eigentlich nur aus Dialogscreens bestehen, ähnlich wie im von mir getesteten Mr. Driller DrillLAND. Zweckmäßig, aber bei weitem nichts weltbewegendes.

Der Rhythmus, bei man mit (drücken) muss

Doch so putzig die Geschichte auch ist, der Fokus liegt ganz klar auf dem Gameplay – und das ist so simpel wie auch fordernd. Ihr braucht eigentlich nur zwei Knöpfe, einen für jede Trommel. Auf einer Bahn bewegen sich rote und blaue Kreise in unterschiedlichen Größen zu einem Bereich, in dem ihr zum richtigen Zeitpunkt die jeweilige Taste zur korrespondierenden Farbe drücken müsst. So wie man es auch von anderen Rhythm-Games kennt. Falls ihr nur den Taiko-Modus – also den Arcade-Modus – spielen solltet, ist das auch alles, was ihr vom Gameplay erwarten könnt. Manchmal müsst ihr eine Trommel so häufig wie möglich schlagen, manchmal eine bestimmte Anzahl hintereinander. Im Kern ist Taiko no Tatsujin aber ein sehr simples Musikspiel, das die Highscorejagd als primäres Spielziel ausgibt – wäre da nicht der Story-Modus!

Bossgegner wie die oben erwähnte Drag-Queen erschweren eure Sicht auf das Spielfeld mit Spezialmoves.

Denn dort erwarten euch RPG-Elemente, die das Gameplay zwar nicht komplett auf den Kopf stellen, es aber dennoch um einige Aspekte erheblich bereichern. Die Kämpfe werden mit der Taiko-Mechanik bestritten, Combos von gut getroffenen Tönen ziehen dabei HP vom Gegner ab, verhauene Töne schaden euch selber. Der Clou an der Sache: besiegte Gegner schließen sich eurer Truppe an und können im Kampf eingesetzt werden, um unterschiedlichste Special-Moves auszuführen – in Teil 1 noch automatisch, in Teil 2 auf Tastendruck. Mit neuen Outfits könnt ihr Katsu und Don außerdem Stat-Boosts verteilen und auch Items könnt ihr einsetzen, im Prinzip ist es wirklich ein kleines JRPG im Rhythmus-Game Gewand. Teil 1 könnte dabei durch zufällige Encounter und kleinerer Party frustrierender sein, hat meiner Meinung nach aber dafür das bessere Gegnersammelsystem.

Besiegte Gegner schließen sich eurer Party an. So entsteht eine pokemon’sche Monsterjagd.

Pro Spiel seid ihr ungefährt 7-9 Stunden beschäftigt, je nachdem wie gut ihr seid und wie viele Nebenquests ihr machen wollt. Ein bisschen nervig für Fans der über 100 Lieder kann es im Adventure-Modus sein, dass die Lieder im Kampf mittendrin beendet werden weil man den Kampf gewonnen/verloren hat, das fühlt sich irgendwie falsch an. Grundsätzlich funktioniert die Fusion aus RPG und Rhythm-Game aber erstaunlich gut, auch wenn die beiden Genres auf den ersten Blick nicht wirklich zusammenpassen. Man muss sich aber auf solch ein Experiment einlassen können, denn es spielt schon besonders und ist ganz klar ein Nischenspiel.

Lieber mit Controller

Auch wenn es sich bei Taiko um ein Musikspiel handelt und euch verschiedene Arten der Steuerung zur Verfügung stehen (beispielsweise einen extra Trommelcontroller oder die Joycons als Drumsticks nutzen), so habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich das Spiel am besten mit dem Pro Controller oder den Joycons in normaler Controllerfunktion steuern lässt. Den Trommelcontroller konnte ich leider nicht antesten da ich diesen nicht besitze, aber die Drumstickvariante war für mich persönlich zu ungenau und gerade bei einem Game, wo es auf richtiges Timing ankommt, zu willkürlich. Daher meine Empfehlung: spielt es mit einem „normalen“ Joypad.

Die Musikauswahl kann sich auf jeden Fall sehen lassen, auch wenn 90% der Titel für westliche Spieler wahrscheinlich unbekannt sind und die populäreren Songs alle aus anderen (Namo)Spielen stammen. Mit wie bereits erwähnt über 100 Songs solltet ihr aber schon einige Zeit beschäftigt sein, bevor ich jedes Stück einmal gehört haben solltet. Grafisch reissen Don und Katsu natürlich keine Bäume raus, was auch dem Genre geschuldet ist, dennoch ist der Artstyle sympathisch und weiß durch putzige Charaktere zu überzeugen – da gibt es durchaus hässlichere Rhythmusspiele auf dem Markt.

Die Spielwelt im Storymode sieht nicht besonders umwerfend aus, versprüht aber ihren eigenen Charme.

Fazit

Es ist besonders, es ist verrückt, es ist spaßig. Klar, Taiko no Tatsujin: Rhythmic Adventure Pack ist nicht für jeden was und man sollte schon ein Faible für Musikspiele und optimalerweise auch JRPGs haben, um die komplette Bandbreite des Titels genießen zu können. Wer jedoch aufgeschlossen gegenüber experimentellen Spielen ist und sich von einem eigentlich immer gleichen Spielprinzip nicht abschrecken lässt, der wird sicher einige Stunden Spielspaß erleben. EIn ganz klares Nischenspiel für ein eher kleines Publikum, das dort aber durch sympathische Präsentationen, einem schrägen Humor und einem belohnenden Sammelsystem zu überzeugen weiß.

7.4

Gameplay

7.5/10

Grafik

7.0/10

Sound

8.0/10

Umfang

7.2/10

Pros

  • Interessanter Genremix im Storymode
  • Zwei Spiele in einem Bundle
  • Große Songauswahl

Cons

  • Repetitives Gameplay
  • Gewöhnungsbedürftiger Humor
  • Joycon-Steuerung nicht optimal

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