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Test: Bayonetta Origins: Cereza and the Lost Demon

von Cyrus

Bayonetta Origins: Cereza and the Lost Demon

Clearance-2023

Plattform: Switch
Spielzeit: 17 Stunden

Denkt man an die Franchise Bayonetta ist „Märchen“ wahrscheinlich das letzte an das man denkt. Die Reihe ist bisher ja eher für wilde Character Action Sequenzen bekannt, mit einer Protagonistin von der man wohl eher weniger seinen Kindern vorlesen würde.
Umso überraschter war man, als man letztes Jahr in Bayonetta 3 plötzlich einen spielbaren Teaser in einem Märchenbuch finden konnte. Da Platinum Games ja immer für den ein oder anderen Gag gut sind, konnte man nicht damit rechnen das daraus mehr wird. Jetzt kann ich sagen: Zum Glück war es mehr als nur ein Gag. Denn für mich ist Bayonetta Origins das beste Bayonetta seit dem Debüt der Serie.

Worum geht’s? Man spielt Cereza (später Bayonetta) als ein kleines Kind. Da sie ein Produkt aus der Liebesbeziehung zweier verfeindeter Lager ist, wird ihr Vater verstoßen und ihre Mutter eingesperrt. Cereza entscheidet daraufhin Unterschlupf bei der Hexe Morgana außerhalb ihrer Heimat zu suchen. Das einzige was aus ihrem alten Leben noch übrig ist, ist ihr Stofftier Cheshire und der Wille, ihre Mutter aus dem Verlies zu befreien.

Das Spiel startet dann auch relativ behäbig. Die ersten Aufgaben die man bekommt sind Kräuter sammeln und Wasser holen. Auch hier nicht die Situationen, die einem aus einem typischen Bayonetta Titel bekannt vor kommen.
Diese Phase im Spiel ist für mich auch eine der schwächsten: Man startet wirklich sehr langsam ins Abenteuer herein. Die Bewegungen sind behäbig, die Aufgaben ziehen sich unnötig in die Länge. Zum Glück bleibt dies nicht lange so, denn dann zieht es Cereza in den verbotenen Wald da ihr im Traum ein Junge begegnet, der sich dort aufhält und wohl die letzte Rettung für die Mutter ist.
Und dann beginnt das Spiel langsam richtig. Also als sich Cheshire in einen riesigen Katzendämon verwandelt, um genau zu sein.

Das Spielprinzip ist wirklich sehr besonders: Mit der linken Hälfte des Controllers steuert man Cereza, mit der rechten Cheshire. In Kämpfen äußert es sich so das Cereza eher eine passive Rolle einnimmt(Tränke über die Richtungstasten, Festhalten der Gegner über die Schultertasten), während Cheshire für das Austeilen von Schaden verantwortlich ist. Beide Figuren steuert man über einen der Analogsticks parallel. Das klingt erst mal furchtbar kompliziert, funktioniert nach kurzer Eingewöhnung aber wunderbar. Die Kämpfe bleiben auch bis zum Schluss in einem sehr angenehmen Schwierigkeitsgrad, so das gar nicht erst Frust auftaucht. Gegen Ende des Spiels nehmen die Kämpfe dann aber leider doch etwas die Überhand, was der Balance des Spiels nicht so gut tut. Vor allem, weil die Rätsel und Plattforming Einlagen richtig gut funktionieren.

Klar, vieles hat man in Spielen wie It Takes Two oder anderen Co-Op Spielen schon mal gesehen: Einer steht auf einem Schalter, damit ein anderer durch die Tür gehen kann um eine Leiter herunter zu treten und der andere nachkommen kann. Steuert man aber beide Charaktere, hat das nochmal ein ganz anderes Gefühl. Und spätestens wenn noch etwas Zeitdruck dazu kommt und die Geschicklichkeitspassagen komplizierter werden entfaltet Bayonetta Origins erst richtig seine Magie. Daher hätte ich auf einige der Kämpfe, die eher an die „richtigen“ Bayonetta Spiele erinnern, am Ende gerne verzichtet und lieber das ein oder andere Rätsel mehr gehabt.

Hat man einmal genug gerätselt und gekämpft kommt man irgendwann an einem Elementkern an, den Cheshire dann direkt verspeist um elementare Fähigkeiten zu erhalten(insgesamt gibt es 4). Die kommen sowohl im Kampf, als auch in der Umwelt zum Einsatz. Immer, wenn man denkt das die Möglichkeiten ausgeschöpft sind, kommt eine neue spannende Eigenschaft dazu. Auch weil beide Charaktere gute Skilltrees haben, die ebenso die Möglichkeiten der Figuren sinnvoll erweitern.

Das Spiel sieht dazu auch noch wunderschön aus! Der Wald ist sehr abwechslungsreich gestaltet und es gibt einige sehr magische Szenerien. Ich habe mich wirklich sehr oft dabei erwischt wie ich einfach vor mich hin grinsen musste, um dann gleich einen Screenshot von dem ganzen zu machen. So viele Bilder wie hier, habe ich wirklich lange nicht mehr von einem einzelnen Spiel auf meiner Festplatte.
Und als wenn das noch nicht genug Märchen wäre, gibt es auch noch eine Erzählerin. Die ist zu keinem Zeitpunkt der Geschichte störend, sondern ist wirklich richtig schön vertont. Zwischensequenzen werden anschließend noch einmal zu Papier gebracht und wenn es weitergeht wird eine Seite im Buch umgeblättert. Das ganze Konzept funktioniert wirklich auf der ganzen Linie!
Nur bei der Musik hätte man teilweise noch eine Schippe drauflegen können, die wird erst gegen Ende mehr in den Vordergrund gestellt. Das ist aber wirklich nur ein kleiner Kritikpunkt, da man von der Erzählerin und der guten Synchro im Allgemeinen schon sehr gut unterhalten wird. Und die seichte Klaviermusik im Hintergrund ist eigentlich auch ganz angenehm.

So schön der Wald auch ist, so verwirrend kann er manchmal sein. Den Weg zeigen zwar sehr gut die blau leuchtenden Fußspuren des Wolfes an, den man durch den Wald verfolgt, kommt man aber einmal vom Weg ab auf der Erkundungstour kann man sich schon mal etwas verlaufen. Erst spät im Spiel bekommt man eine Schnellreise Funktion, bei der man über die Karte den letzten Standort des Wolfes sehen kann. Gerade am Anfang gibt es aber immer Abzweigungen wo man zu zusätzlichen Schätzen kommen kann, dann kann es manchmal etwas dauern bis man wieder auf der richtigen Spur ist.

Trotzdem: Insgesamt gibt es wirklich nicht viel zu meckern. Weniger Kämpfe, dafür vielleicht 1-3 Stunden weniger Spielzeit wären vielleicht ganz schön gewesen. Zwischen den Erzählungen dauert es manchmal etwas zu lange bis es weitergeht und der Anfang ist etwas zäh. Das sind aber nur kleine Contra Punkte, denen so viel positives entgegen steht: Wunderbare Rätsel, eine der schönsten Welten die ich seit langem gesehen habe, eine tolle Geschichte(mit teils sehr düsteren Elementen), die einige magische Momente auf Lager hat und eine sehr starke Landung hinlegt. Und selbst nach dem Ende des Spiels findet man in der Welt noch die ein oder andere Herausforderung, falls man nicht genug von dem Duo bekommt. Ich könnte es definitiv verstehen, denn die beiden haben hier einen echten Hit hingelegt! Bayonetta Origins: Cereza and the Lost Demon ist für mich ein absolut positive Überraschung!

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