Entwickler | MegaPixel Studio |
Publisher | Forever Entertainment |
Plattform | Switch, PlayStation 4, Xbox One, PC, Google Stadia |
7. April 2022: Switch | 28. April 2022: PlayStation 4, Xbox One, PC, Google Stadia | |
7. April 2022: Switch | 28. April 2022: PlayStation 4, Xbox One, PC, Google Stadia | |
7. April 2022: Switch | 28. April 2022: PlayStation 4, Xbox One, PC, Google Stadia |
1996 wurden in den Arcade-Hallen eine Menge Lightguns geladen und entsichert, denn SEGA hatte mit The House of the Dead die Zombies auf uns Spieler losgelassen. Für die damalige Zeit brutale Splattereffekte, gepaart mit interessanten Bossen und durch alternative Routen erhöhtem Wiederspielwert gelang es SEGA, ein bis heute beliebtes Ballerbudengemetzel zu erschaffen, was neben einigen Fortsetzungen und Spin-Offs sogar zwei Spielfilme hervorbrachte (okay, der war von Uwe Boll, daher lass ich die Qualität einfach unkommentiert). MegaPixel Studio hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Start der Serie auf aktuelle Konsolen zu portieren und dabei nichts von der Spielbarkeit des Originals zu verlieren. Doch funktioniert das mit aktueller Hardware überhaupt noch?
Lightgun-Shooter ohne Lightgun?
Wie so häufig ist die Story bei diesem Genre eher zweitrangig, und so macht auch HotD keine Ausnahme. Als Regierungsagenten G oder Rogan macht ihr euch auf den Weg zu einem verdächtig anmutenden Herrenhaus, in dem ihr auf den verrückten Professor Curien trefft, der mit Hilfe von Menschenexperimenten eine Armee von Zombiesoldaten erschaffen möchte. Dazu kommt, dass Rogans Freundin Sophie auch zu den Entführungsopfern zählt, was dem ganzen Auftrag einen persönlichen Touch verleihen soll. Ist im Endeffekt aber auch egal, weil die Geschichte keinen Mehrwert für das Spiel bietet und im Grunde nur da ist, um die Zombieballerei zu erklären.
Was bei so einer Art von Spiel viel wichtiger ist: wie gut bzw. wie genau funktioniert die Steuerung? Und vor allem ohne Light-Gun Support? Ausgerechnet hier hat The House of the Dead Remake leider seine größten Schwächen.
Ich habe den Shooter auf der Nintendo Switch gespielt und dort hat man die Wahl zwischen zwei Steuerungsmodi: entweder per Stick oder per Gyrosensor. Während die Sticksteuerung selbsterklärend sein sollte, nutzt die Gyrosteuerung die Gyrosensoren der Nintendo Konsole, oder besser gesagt, die der Joy-Cons bzw. des Pro Controllers. Das heißt, dass sich das Fadenkreuz per Bewegungssteuerung der jeweiligen Controllereinheit kontrollieren lässt, was in der Theorie gar nicht so verkehrt klingt und tatsächlich als Lightgun-Ersatz funktionieren könnte. Leider ist das aber nicht der Fall. Trotz einiger Konfigurationsmöglichkeiten lässt die Gyrosteuerung oft die wichtige Genauigkeit vermissen, fast jede halbe Minute musste ich das Fadenkreuz per Knopfdruck wieder neu zentrieren. Das fällt spätestens dann auf, wenn man den Controller fast seitlich vom Körper halten muss, um zentral auf den Bildschirm zielen zu können.
Da Arcadehallen in Deutschland ja extreme Mangelware waren und immer noch sind, waren meine ersten Berührungspunkte mit dem originalen The House of the Dead auf dem PC. Dort wurde die Untoten per Maus ins Jenseits geschickt, was zwar dem Konzept der Lightgun widerspricht, mit etwas Wohlwollen aber doch funktioniert hat. Die Sticksteuerung ist da in etwa das Pendant zu, ist aber natürlich nicht so genau wie die Maussteuerung. Dazu kommt, dass sowohl bei Gyro- als auch Sticksteuerung immer ein Weg mit dem Fadenkreuz zurückgelegt werden muss, während man bei der Light-Gun direkt auf die relevanten Stellen zielen und man dadurch wichtige Millisekunden sparen kann. Ein „Vorteil“ der Sticksteuerung, der dem Spiel aber irgendwie auch etwas den Reiz nimmt, ist die Möglichkeit, das Fadenkreuz komplett still an einer Stelle „stehen zu lassen“. Was ich damit meine lässt sich ganz gut am ersten Boss des Spiels erklären: dieser hat seine Schwachstelle an der rechten Brust und ist nur dort verwundbar. Wenn er sich nun auf den Spieler zubewegt, dann reicht es, den Cursor an einer Stelle des Bildschirms zu positionieren und dann einfach nur noch Dauerfeuer zu geben, da der Weakspot während der Animation immer an der selben Stelle bleibt. Anders als bei der Light-Gun oder auch der Gyrosteuerung ist dort keine ruhige Hand von Nöten, was das ganze System auf eine negative Art aushebelt.
Das die Steuerung so ein Problem darstellt und das Prinzip des Lightgun-Shooters eigentlich ad absurdum führt, ist umso trauriger, denn eigentlich macht das House of the Dead Remake Spaß und hätte für frischen Wind in diesem Genre sorgen können, ähnlich wie House of the Dead Overkill für die Wii damals. Die Level wurden fast 1:1 übernommen, Kenner des Klassikers werden sich sofort heimisch fühlen, ebenso bei den Bossen und Alternativrouten. Und auch das Shooter-Gameplay, abgesehen von der Steuerung, funktioniert auch heute noch einwandfrei. Es gibt eine Vielzahl von unterschiedlichen Gegnertypen mit verschiedenen Schwachstellen, man kann Zivilisten retten (oder auch erschießen) und damit Bonuswege oder -waffen freischalten und das Ganze ist absolut blutig und splatterig.
Da es sich um ein Remake eines Arcade-Shooters handelt, sollte man jedoch keine allzulange Spielzeit erwarten. Nach 30 – 45 Minuten hat man den Abspann gesehen und neben der Entdeckung von Nebenrouten und der obligatorischen Highscorejagd gibt es in The House of the Dead Remake nicht viel zu erledigen. Neben dem normalen Arcademodus gibt es zwar noch einen Hordemodus, dieser entspricht aber dem Arcademodus mit mehr Gegnern, was einerseits nichts am Spiel selber ändert oder verlängert und dazu auch nicht wirklich gut funktioniert. Das liegt hauptsächlich an dem Umstand, dass HotD wie bereits erwähnt in einem Herrenhaus spielt und durch enge Gänge und Treppenhäuser platztechnisch eh limitiert ist – da macht es kaum einen Unterschied, ob jetzt 3 oder 15 Zombies auf einen Jagd machen, außer am Überfüllungsgrad des Levels.
Grafik- oder Performance-Mode? Egal!
Auch technisch ist The House of the Dead Remake weder Fisch noch Fleisch. Prinzipiell sieht das Spiel für Switch-Verhältnisse gut aus und überzeugt durch einen gelungenen Art-Style und selbst die überzogene Ragdoll-Physik passt irgendwie in das B-Movie’eske Ambiente. In der Theorie ist auch die Wahl zwischen einem Performance- und einem Grafikmodus lobenswert, bei näherer Betrachtung gibt es aber zwei Probleme.
Problem 1: bei einem Light-Gun Shooter kommt es auf blitzschnelle Reaktion an, daher muss flüssiges Gameplay gewährleistet werden. Das ist aber leider nicht immer gegeben. Gerade bei größeren Gegnermengen geht die Framerate für kurze Augenblicke in die Knie, was einen gezielten Schuss umso schwieriger macht.
Problem 2: es macht kaum einen Unterschied, welchen Modus ich auswähle. Grafisch ändert sich nicht wirklich viel, und Framedrops hab ich auch in beiden Modi drin.
So sollte man fürs bessere Gefühl wohl zum Performance-Mode greifen, einen wirklichen Unterschied merkt man aber kaum bis gar nicht – bei so einem reaktionsabhängigen Genre sollte man aber auch eigentlich gar keine Wahl und einfach die flüssigste Variante als gegeben vorgesetzt bekommen.
Über die Soundkulisse kann ich hingegen nichts schlechtes sagen, Musikstücke und Soundeffekte klingen fast wie 1999, allerdings in aktueller Qualität. Und auch die Synchronsprecher klingen immer noch so laienhaft wie damals, was aber einfach zur Gesamtpräsentation des Spiels passt.
Fazit
Mensch, da wäre mehr drin gewesen – aber irgendwie auch wieder nicht. Durch die Limitierung der Steuerung geht ein ganz wichtiger Punkt des Spiels verloren. Die Stick- bzw. Gyrosteuerung kann keine Light-Gun ersetzen und auch die Infrarot-Eingabe der Wii ist um ein Vielfaches besser für dieses Genre geeignet. Dazu kommen technische Mängel, die der Steuerungsmisere weitere Knüppel zwischen die Beine werfen. Das ist verdammt schade, denn das Grundgerüst ist stimmig und konnte die Stärken des Originals gut in die heutige Zeit übertragen. Demnach kann ich nur wirklichen House of the Dead Romantikern eine vorsichtige Kaufempfehlung aussprechen, alle Anderen wären mit einer Wii und House of the Dead Overkill wohl besser beraten.