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Test: Chivalry 2

von Pat

Statt mit allerlei Feuerwaffen zu schießen wollt ihr lieber Äxte und Schwerter schwingen und eure Kontrahenten im Nahkampf zur Strecke bringen? Dann könnte Chivalry 2 genau das Richtige für euch sein. In diesem mittelalterlichen Ego-Klopper schlagen sich bis zu 64 Ritter und Co. gegenseitig die Köpfe vom Hals und erfüllen nebenbei Missionsziele, um so das eigene Team zum Sieg zu führen. Doch sprudelt der Spielspaß aus Chivalry 2 so wie der rote Lebenssaft aus den abgetrennten Gliedmaßen der Feinde? Ich habe es auf der Playstation 5 für euch getestet und werde der Frage in diesem Review für euch nachgehen.

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Mehrspielerische Mittelalterschlachten

Um es gleich vorweg zu nehmen: Chivalry 2 ist ein reiner Multiplayer-Titel. Bis auf ein Tutorial und Matches gegen Bots, die aber den Online-Modi entsprechen, gibt es keine Singleplayerkomponenten. Das ist aber auch gar kein Problem, denn das Gameplay ist auf Gefechte mit menschlichen Gegnern ausgelegt. Doch wie genau sieht das Gameplay überhaupt aus? Prinzipiell ist das schnell erklärt. Es treten zwei Teams gegeneinander an, ihr müsst Ziele erfüllen oder die Tickets des Gegners auf 0 bringen. Dabei stehen verschiedene Klassen und Waffen zur Verfügung, die sich alle anders spielen und andere Vor- und Nachteile besitzen.

Jede Klasse und jede Waffe bietet verschiedene Vor- und Nachteile, an die sich der Spieler anpassen muss.

Große Kriegsäxte machen dabei ernormen Schaden, sind aber langsam und brauchen einige Zeit, bis man sie zum Schwingen gebracht hat. Einhandschwerter in Kombination mit einem Schild sind eine gute Allroundwahl, während man als Bogenschütze am besten auf Distanz bleiben sollte und man sich im nahkämpferischen Notfall dann doch mit einem Dolch als Sekundärwaffe zur Wehr setzen könnte. Es gibt insgesamt vier Klassen mit unterschiedlich freispielbaren Waffen und Gadgets, die jeweils andere Aufgaben in den Schlachten übernehmen sollten. So könnt ihr als Ritter beispielsweise eine Trompete spielen, die die Trefferpunkte eurer Verbündeten in der Umgebung wieder auffüllt.

Das Kampfsystem wirkt auf den ersten Blick simpel, ist aber tatsächlich ziemlich komplex, fordernd und benötigt auf alle Fälle einiges an Übung – spielt auf jeden Fall das Tutorial! Es gibt vier Schlagarten (Schwingen, Stechen, Überkopfschlag und Spezialschlag), eine Taste zum Treten, um so gegnerische Deckungen zu durchbrechen, eine Ausweichtaste und eine obligatorische Blocktaste. Alle Aktionen in Chivalry 2 kosten Ausdauer und sobald diese aufgebraucht ist könnt ihr weder schlagen noch blocken, gutes Konditionsmanagement ist daher angebracht. Die Aktionen lassen sich, genug Erfahrung und Training vorausgesetzt, zu schönen Kombos verbinden, die den Kontrahenten spektakulär ums Eck bringen. Bei richtigem Timing könnt ihr Angriffe kontern oder auf euch niederprasselnde Schläge von mehreren Gegnern gleichzeitig blockieren. Mit der Zeit stellt sich ein Jedi Knight: Jedi Outcast Multiplayer Gefühl ein: man merkt, wer schon einiges an Training in das Spiel gesteckt hat und mit seiner Waffe umzugehen weiß. Eine Lernkurve ist auf jeden Fall spürbar und Skillunterschiede sind klar bemerkbar.

Jetzt wird’s blutig! Übersicht ist auf dem Schlachtfeld selten gegeben.

Was dank Ragdoll-Physik witzig, aber auch effektiv sein kann, ist das Werfen von Waffen und Gegenständen. Von den eigens geführten Schwertern über Fässer und Steine bis hin zu abgetrennten Köpfen lässt sich in Chivalry 2 alles aufnehmbare auch werfen. Flüchtenden Kontrahenten könnt ihr eure Axt ins Kreuz werfen (die dort dann auch steckenbleibt) und diese nach dem wieder herausziehen und weiterverwenden. Oder ihr schmeißt Felsbrocken vom Burgturm auf einmarschierende Soldaten und zertrümmert ihnen so den Schädel. Das sorgt für Atmospähre und gleichzeitig spaßige Situationen.

Doch so taktisch und tiefgründig die Kämpfe auch sein können, oft kommt es zu Massenschlachten, bei denen die Übersicht auf der Strecke bleibt. Das ist größtenteils chaotisch-witzig, kann aber auch frustrieren, wenn man sich gerade ein spannendes Duell liefert und man dann von hinten die Keule auf die Rübe bekommt.

Ihr habt zwar die Möglichkeit in die 3rd Person Perspektive zu schalten, allerdings fiel es mir so schwerer, Schlag- und Blocktiming richtig abzupassen. Funktionieren tut es aber auch problemlos und sieht auch nicht schlecht aus.

Die 3rd-Person Perspektive sieht nett aus, ist aber aus Gameplay-Gesichtspunkten gewöhnungsbedürftig.

Langzeitmotivation – powered by Gameplay

Die wohl größte Schwäche von Chivalry 2 ist (momentan noch) der Content. Es gibt nur eine handvoll Maps, zwei Modi (Objective und (Team)Deathmatch) und freischaltbare Subklassen, für die man aber auch keine Ewigkeit braucht. Kosmetische Items lassen sich zwar mit Ingame- und Echtwährung kaufen in um eure Charaktere zu individualisieren, motivieren aber auch nicht wirklich bzw. bieten halt keinen spielerischen Mehrwert.

Das Spiel setzt voll und ganz auf das Gameplay und das funktioniert auch, zumindest wenn man es „oldschool“ mag. Bis auf Spaß und Erfolg im Sinne einer hohen Scoreboardplatzierung gibt es in Chivalry 2 nicht viel zu erbeuten, aber gerade der Spaß sollte ja im Vordergrund stehen und das tut er hier auf jeden Fall. Dafür sorgen das bereits erwähnte Kampfsystem, die skurrilen Ragdoll-Situationen und die Atmosphäre, die durch aktivierbares Kriegsgeschrei und Trash Talk verstärkt wird.

Eure Charaktere lassen sich sowohl körperlich als auch outfittechnisch anpassen. Auch Waffen können neue Skins erhalten.

Dazu kommen mapspezifische Dinge wie benutzbare Katapulte, Laternen, die den Boden in Brand setzen können oder aufstellbare Leitern, um so Burgmauern überwinden zu können.

Die Missionsziele sind abwechslungsreich und reichen von Halten von bestimmten Punkten über das Eindringen per Rammbock in Dörfer bis zur Eskortierung von besonderen Personen. Die Runden sind dementsprechend lang und erstrecken sich über mehrere Bereiche auf der Mal, ähnlich den Conquest-Missionen bei Battlefield.

Vor jeder Mission gibt es eine kurze Sequenz, die die Situation erläutert.

Hübsche Metzelei

Grafisch setzt Chivalry 2 keine Maßstäbe, auch bedingt durch die Umsetzung auf sowohl Old-Gen auch Current-Gen Konsolen, weiß aber durchaus zu gefallen. Auf der PS5 läuft das Spiel mit flüssigen 60FPS und sieht dabei immer gestochen scharf aus.

Auch die Gore-Effekte, die, bedingt durch das Setting, einen Großteil des Spiels ausmachen, kommen gut rüber und passen sich perfekt in das Gesamtbild mit ein. Da fliegen Köpfe und Arme über das Schlachtfeld, eure Waffen werden bei jedem Schlag blutiger und kopflose Körper hinterlassen Pfützen aus rotem Lebenselixier. Splatterfans kommen bei Chivalry 2 auf jeden Fall auf ihre Kosten.

Und auch soundtechnisch gibt es nichts zu meckern. Schläge und Blocks hören und fühlen sich wuchtig an und auch die Sprachausgabe ist gelungen. Durch die Adaptive Trigger des PS5 Controllers gibt es zudem das nette Gimmick, das Blocks bei schwindender Ausdauer immer schwerer durchzuführen sind, da der Widerstand des L2 Knopfes immer stärker wird.

Fazit

Wer nicht dauerhaft viel neuen Content braucht und sich lange mit einem bestehenden Setup beschäftigen kann, dem kann ich Chivalry 2 nur ans Herz legen. Auch wenn die Grundzutaten immer die selben sind, durch das tolle Gameplay und der gelungenen Präsentation spielt sich jede Runde anders und sorgt für jede Menge chaotischen Spaß – vorausgesetzt man kann mit dem mittelalterlichen Setting etwas anfangen. Für Spieler, die wöchentlich oder monatlich neue Impulse wie zB neue Maps oder einen Battle Pass brauchen, ist Chivalry 2 wahrscheinlich weniger was. Aus reiner Gameplaysicht ist dieser Titel für mich auf jeden Fall einer der besten Ego-„Shooter“ der letzten Zeit.

8.1

Gameplay

9.0/10

Grafik

8.5/10

Sound

8.5/10

Umfang

6.5/10

Pros

  • Forderndes Gameplay
  • Witzige Situationen
  • Atmosphärische Mittelalterschlachten

Cons

  • Wenig Umfang
  • Teilweise sehr unübersichtlich

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