Knarzende Türen, flackerndes Licht, undefinierbare Geräusche und die ständige Angst, hinter jeder Ecke einem Ungeheuer, oder noch schlimmer, einem Mitglied der Baker-Familie zu begegnen – das ist Resident Evil 7. Der neueste Teil der altbekannten und damals genreprägenden Serie besinnt sich teilweise auf seine Wurzeln, geht aber auch neue Wege und versucht so, das durch Resident Evil 6 kurzzeitig beerdigte Franchise wiederzubeleben. Vorab: das hat vorzüglich geklappt – aber alles der Reihe nach.
Unsere Frau Mia ist verschwunden und hinterlässt uns eine Videonachricht mit der Botschaft, dass wir bloß nicht nach ihr suchen sollen. Wie es sich für einen ehrenhaften Ehemann gehört missachten wir ihre Bitte selbstverständlich und folgen so ihrer letzten Spur, die uns ins sumpfige Dulvey in Louisiana führt. Dort finden wir Mia in einem scheinbar verlassenen Farmhaus, allerdings scheint sie von einer bösen Macht besessen zu sein, die uns nach dem Leben trachtet. Nachdem sie öfters ihre Persönlichkeit von der hilfesuchenden Ehefrau zum mordenden Monster wechselt und wir im Laufe des aufkommenden Kampfes sogar unsere Hand durch eine Kettensäge verlieren werden wir am Ende vom Familienoberhaupt der dort ansäßigen Familie Baker begrüßt und zum Essen „eingeladen“. Und dann fängt der Horror erst richtig an. Ich möchte gar nicht zu viel von der Story verraten, da es mir viel Spaß bereitete, selbst hinter das Geheimnis der psychopathischen Familie zu kommen.
Die größte Veränderung ist wohl dass dieser Teil zum ersten Mal in der Egoperspektive spielt (wenn man die ganzen Spin-Offs wie zB Survivor oder Dead Aim nicht mitzählt), was der Reihe sehr gut tut und so auch ein ganz neues Spielgefühl entwickelt wird – da hat man sich wohl andere Ego-Horrorspiele wie Outlast oder der PT Demo zum Vorbild genommen. Des Setting erinnert wieder ganz stark an RE1, ein verlassendes Haus im Nirgendwo ohne Anbindung zur Zivilisation, das gefällt sehr gut. Anders als bei zB erwähntem Outlast ist es in RE7 möglich, Waffen zu benutzen, um sich der gegnerischen Brut zu erwehren, was dem Ganzen zum einen eine Shooterkomponente beschert, ebenso aber auch ganz typisch für Resident Evil ist: hilflos war man dort noch nie. So findet man Teppichmesser, Pistole, Flinte bis hin zum Granaten- und Flammenwerfer, die alle Vor- und Nachteile aufweisen und man so zur rechten Zeit die richtige Waffen wählen sollte. Im Vergleich zu den Urteilen hatte ich allerdings nie wirklich das Problem der Ressourcen-Armut, Munition und Energie werden reichlich verteilt.
Genug Kanonenfutter gibt es auch, neben den Bakers trifft man auch auf die sogenannten Molded – Schimmelmatschwesen – die sich mal eben aus der Wand materialisieren und einen dann mit ihren rasiermesserscharfen Zähnen zerreissen wollen oder mit Riesenarmen um sich schlagen. Leider lässt die Vielfalt der Gegnertypen zu wünschen übrig, bis auf ein paar Molded-Variationen herrscht in Louisiana nicht viel Abwechslung – da boten die Vorgänger leider mehr Mutationen.
Grafik und Ton sind überaus gelungen, bis auf ein paar unschöne Texturen sieht das Spiel richtig gut aus und zaubert eine bedrohliche Atmosphäre auf den Bildschirm. Die Soundeffekte verunsichern den Spieler des Öfteren und lassen ihn so vorsichtiger vorgehen als es eigentlich nötig wäre. Musik wird nur ganz selten eingesetzt, was mir persönlich sehr gut gefallen hat, da gerade die Stille und die zuvor erwähnten Soundeffekte das ganze Abenteuer sehr unbehaglich werden lassen.
Ich hatte das Geheimnis der Bakers in ca. 8 Stunden aufgelöst und habe dabei schon teilweise rumgetrödelt, fixe Spieler kommen sicher auch mit viel weniger Zeit aus – schade, da hätte ich mich über einen etwas längeren Horrortrip gefreut. Vielleicht können da ja die DLCs aushelfen, die allerdings auch leider ihren stolzen Preis haben. Ansonsten gibt es einiges zu Sammeln: Akten, Bubbleheads und Münzen, die gerade Achievement-Hunter bestimmt noch einiges länger bei der Hauptstory halten werden.
Ich kann jedem Horror- und auch Resident Evil-Fan nur dazu raten, sich RE7 auf jeden Fall mal anzuschauen. Das Spiel geht für die Serie neue Wege und ist so eine neue Spielerfahrung, die ich zumindest so noch nicht oft gesehen habe. Öfter habe ich daran gedacht, dass RE7 im Prinzip RE1 in Egoperspektive ist, was mich als Fan der ersten Stunde ziemlich begeistert hat. Von mir gibt es daher eine klare Kaufempfehlung!