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Test: The Dark Pictures Anthology – House of Ashes

von Pat

Mit Until Dawn haben Supermassive Games 2015 einen echten Geheimtipp geliefert, der mit der Zeit immer mehr zum Kultspiel auf der Playstation 4 wurde und sich schlussendlich sogar zu einem kleinen Systemseller mauserte. Aufbauend auf dem Erfolg wurde eine Reihe von bislang drei Horrorspielen veröffentlicht, die alle unter dem übergeordneten Titel „Dark Pictures Anthology“ laufen: Man of Medan, Little Hope und als letzter Neueinsteiger House of Ashes. Was das Spiel kann und was nicht möchte ich im nachfolgenden Test klären!

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B-Movie Flair

House of Ashes spielt hauptsächlich im Jahr 2003 und lässt uns den Irak-Krieg sowohl von US-amerikanischer als auch irakischer Seite erleben. Die US-Streitkräfte, angeführt von Rachel King (gespielt von Ashley Tisdale), vermuten in einem kleinen Dorf Massenvernichtungswaffen der Hussein Diktatur und marschieren in eben dieses Dorf ein. Dieser Plan bleibt vor den Irakern aber nicht verborgen und so laufen King und Co. direkt in einen Hinterhalt, der neben einigen Opfern auch eine jahrtausendalte Tempelanlage unter der Erde zu Tage fördert. Die verfeindeten Soldaten müssen nun einen Weg aus dieser Ruine finden, werden dabei jedoch Predator-Style von einer dritten Partei weiter dezimiert. Nun liegt es an euch, alle Protagonisten am besten lebendig aus dem Gewölbe zu befreien und den grauenhaften Kreaturen den Garaus zu machen.

Ja, das klingt schon sehr nach B-Movie und das ist es auch. Die Dialoge könnten auch aus einem schlechten Action-Film stammen und auch die Story an sich lockt wahrscheinlich niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Wer hier auf der Suche nach einer tiefgründigen Horrorgeschichte ist, der sollte lieber woanders schauen. Auch die Charakterentwicklung findet nur oberflächlich statt und obwohl man ja seine eigenen Entscheidungen treffen kann, so bleiben die meisten Figuren dann doch relativ eindimensional.

Die Story ist relativ schwach, für einen netten „Filmabend“ allerdings hinnehmbar.

Was mir wie bei den vorherigen Teilen aber wieder eine Menge Spaß gemacht hat, war der Versuch, möglichst viele der Figuren am Ende überleben zu lassen. So ist es mir einige Male passiert, dass eine scheinbar unwichtige Entscheidung doch zum Tod geführt hat. Um die ein oder andere Wahl dann doch richtig treffen zu können, lassen sich immer mal wieder Artefakte finden, die die Zukunft voraussagen und man anhand des Videoeinspielers Rückschlüsse über falsche und richtige Optionen treffen kann.

Eine Entscheidung, die mir persönlich sehr gefallen hat, ist der weitgehende Verzicht auf Jump Scares. Natürlich, ab und zu springt einem mal ein Schreck ins Gesicht, sonst wird die Gruselstimmung aber mehr durch enge Gänge und Dunkelheit erreicht. Besonders der Punkt mit der Dunkelheit wird durch eine Gameplayänderung verstärkt: erstmals könnt ihr die Kamera mit dem rechten Stick drehen, auch um den Kegel eurer Lichtquelle selber bestimmen zu können. Taschenlampen, Feuerzeuge oder Fackeln erleuchten euch den Weg, durch die freie Steuerung der Kamera lassen sich so auch Geheimgänge finden, die sich bei richtiger Lichteinstrahlung offenbaren.

Auch der Kurator ist wieder mit von der Partie und gibt euch hilfreiche Tipps.

Das sonstige Gameplay ist serientypisch wieder sehr rudimentär und beschränkt sich auf Quick-Time-Events wie „Drücke Taste X zum richtigen Zeitpunkt“ oder „Führe das Fadenkreuz an die vorgegebene Stelle und drücke R2“, diesmal jedoch in drei verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Das ist von Vorteil, wenn man im Couch- oder Online-Koop mit zwei Spielern spielt, die verschiedene Skill-Level an den Tag legen. So kann der Hardcore-Gamer mit dem Gelegenheitszocker spielen und muss sich trotzdem nicht langweilen bzw. überfordert fühlen.

Was mir persönlich etwas den Grusel genommen und mehr Action-Feeling gegeben hat war das Setting an sich. Mit bewaffneten Soldaten fühlt man sich trotz übernatürlicher Gefahr dann doch etwas sicherer als mit einem Otto-Normal Bürger, der komplett ohne Schutz unterwegs ist. Dadurch fühlt sich House of Ashes am Anfang und Ende mehr wie ein Action-Horror Film an – der pure Gruselfaktor bleibt da etwas auf der Strecke. Apropos Ende: auch hier gibt es, dem möglichen Ableben der Protagonisten geschuldet, verschiedene Ausgänge der Geschichte, je nachdem wer das Abenteuer schlussendlich überlebt.

Im Vergleich zu den Vorgängern geht es hier wesentlich actionreicher zu.

House of Ashes ist wie seine Vorgänger eigentlich ein interaktiver Film, bei dem ihr Gegenstände anschaut, durch die Gegend lauft und Quick-Time-Events absolviert – viel mehr Gameplay wird nicht geboten. Und das ist auch vollkommen okay, wenn man denn weiß worauf man sich einlässt. Hier gibt es keine Rätselnüsse wie in Silent Hill oder direkte Action wie in Resi 4, der dritte Teil der Dark Pictures Anthology reiht sich perfekt in die Vorgänger oder Spiele wie Detroit: Become Human oder Heavy Rain ein. Mit einer Spielzeit von ca. 5 Stunden ist es auch eher ein Abenteuer für ein Wochenende, am besten im Coop.

AAA-Präsentation

Was bei der Story noch nach B-Movie schreit, so ist die allgemeine Präsentation von House of Ashes ein Blockbuster-Film aus dem Hause Hollywood. Grafisch sieht das Spiel absolut fantastisch aus, sowohl Charaktere als auch Umgebung, Licht- und Schattenwurf und Partikeleffekte stechen ins Auge und unterstützen den Filmflair, den dieses Spiel gameplaytechnisch ausstrahlt. Auch die Vertonung ist gut gelungen, wobei die englischen Synchronsprecher für meinen Geschmack doch etwas besser als die deutschen sind. Dazu kommt, dass die Lippensynchronität bei der deutschen Vertonung nicht ganz passend ist.

Licht- und Schattenspiele sehen wirklich umwerfend aus.

Die Charaktermodelle, allen voran Hauptcharakter Tisdale, sehen fotorealistisch aus und heben die Atmosphäre auf ein höheres Level. Auf der Xbox Series X, für die ich das Testmuster erhalten habe (noch einmal vielen Dank, Bandai Namco!), gab es auch keinerlei Performance-Einbrüche oder Abstürze, von technischer Seite gab es nichts zu beanstanden.

Fazit

Schade, dass es keine Videotheken mehr gibt. Denn House of Ashes, der dritte Teil der Dark Pictures Anthology, hätte sich bestens für eine Wochenendleihe geeignet. Mit einer Kollegin/einem Kollegen oder der Partnerin/dem Partner die kurzweilig-abstruse Story ein-, zweimal durchzocken und am Montag wieder abgeben – dafür wäre House of Ashes prädestiniert gewesen. Denn so toll es auch aussieht und auch anhört, wenn man es runterbricht ist das Machwerk eher Film als Spiel. Das kann natürlich auch von Vorteil sein, gerade wenn man Menschen für das Medium Videospiel begeistern möchte, die sonst nichts damit anfangen können.

7.7

Gameplay

6.0/10

Grafik

9.0/10

Sound

8.7/10

Umfang

6.9/10

Pros

  • Filmreife Inszenierung
  • Mehrere Enden
  • Kurzweiliger Spaß

Cons

  • Sehr simples Gameplay
  • Kurze Spielzeit
  • Schwache Story

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