Man fragt sich wohl, wie die Spielewelt so lange ohne das „neue“ Genre Battle-Royale auskommen konnte. PUBG, Fortnite, Minecraft, Apex Legends, selbst FIFA bietet mittlerweile so einen Modus. Es entstanden Tausende von Memes, dass bald selbst Tetris BR-Freunde beglücken würde. Doch was anfangs wie ein Witz schien, wurde am 14.02.19 süße Realität. Nintendo veröffentlichte für Nintendo-Online Abonnenten das kostenlose Tetris 99, in dem ihr euch mit 98 anderen Spielern messen müsst. Kann das funktionieren?
Ordnung trifft Unübersichtlichkeit
Das Spielprinzip von Tetris ist schnell erklärt, sollte es jedoch tatsächlich noch Menschen geben, die nichts damit anfangen können: ihr müsst herunterfallende Blöcke so arrangieren, dass sie eine Reihe bilden. Die gebildete Reihe verschwindet daraufhin. Das geht so lange weiter, bis man keine Stapelmöglichkeiten mehr findet und die Blöcke den oberen Bildschirmrand überqueren, dann heißt es Game Over. In der Theorie ganz einfach, in der Praxis eigentlich auch – zumindest wenn man alleine spielt. Da Tetris 99 aber nun mal ein Battle Royale Ableger ist, hat man den Luxus nicht und muss sich mit anderen Mitstreitern rumärgern.
Ihr seht die aktuellen Wasserstände der Gegner links und rechts neben eurem eigenen Spielbereich, im Handheld Modus allerdings so klein, dass es kaum Sinn macht, da wirklich drauf zu achten. Mit dem linken Stick könnt ihr nämlich einen der Spieler auswählen und ihn dann mit euren zerstörten Reihen beglücken. Diese Reihen tauchen dann beim Gegner auf, können allerdings auch wieder zerstört werden. So entsteht ein immer hektischer werdendes Hin und Her, bei dem man schnell man den Überblick verlieren kann. Noch schlimmer wird es allerdings, wenn es mehrere Kontrahenten auf euch abgesehen haben. Solange ihr dann nicht mit jedem Stein eine oder mehrere Reihen voll macht seht ihr schnell kein Land mehr. Da hilft es dann auch nicht, dass ihr Steine lagern und später wieder einsetzen könnt oder mit dem rechten Stick eine von vier Voreinstellungen wählen könnt, wem ihr eure Reihen schicken wollt (Zufall, Konter, Leichter K.O. und Abzeichen).
Und trotz dieser Hektik und Unübersichtlichkeit, die auftreten kann (aber nicht muss), macht das Spiel einfach unglaublich süchtig. Wie oft habe ich mir gesagt, dass ich die nächste Runde besser als die vorherige abschließen möchte und das Spielchen dann zig Runden so ging. Klar, ist ja auch irgendwo der Reiz von Battle Royale Spielen, aber gerade weil die Runden kurz und knackig sind und man auch immer sofort ein neues Spiel starten kann, entwickelt sich schnell eine Suchtspirale.
Der Umfang ist natürlich mehr als überschaubar, ihr könnt höchstens vom Spielerlevel aufsteigen und euch dadurch Abzeichen gewinnen, mehr gibt es nicht zu holen.
Technisch ausreichend
Technisch kann und darf man bei einem Tetris-Spiel natürlich nicht viel erwarten. Mir gefällt der bunte Stil des Spiels, die Farben kommen knackig daher und auch der ein oder andere Effekt sieht ganz schick aus. Was mir wie bereits oben erwähnt etwas missfällt ist die kleine Übersicht der Gegner im Handheld-Modus – da hat man am TV mehr Übersicht.
Es gibt nur ein Lied im Spiel, eine Remix-Version vom original Tetrissong. Der ist auch ganz nett und ging mir zumindest nicht auf die Nerven, hat mich aber auch jetzt nicht zu Höchstleistungen angespornt. Da wäre sicher etwas mehr gegangen.
Fazit
Geringer Umfang, technisch nicht herausragend, hektisch, unübersichtlich – und dazu macht es verdammt viel Spaß! Tetris 99 bietet nicht viel, man spielt im Prinzip immer die selbe „Map“ und hat immer das gleiche Ziel. Aber dieses Ziel, nämlich der Tetris Maximus zu werden, ist so süchtig machend und fordernd, dass das Spiel mittlerweile öfter als so mancher Vollpreistitel gestartet wird. Das liegt u.a. an dem sehr einfachen Einstieg und schnellen Erfolgserlebnissen, die viel zur Motivation beitragen. Für alle Besitzer eines Nintendo-Online Abos, selbst wenn man kein Tetris Fan sein sollte, ein meiner Meinung nach absoluter Pflichtdownload.