Home Playstation Test: Yakuza 6: The Song of Life – das Ende einer Saga

Test: Yakuza 6: The Song of Life – das Ende einer Saga

von Pat

Mit Yakuza 0 fing es an, wurde mit Kiwami weitergeführt und endet nun mit 6 – zumindest für mich. Da ich händeringend auf die weiteren Remakes der Yakuza Serie warte und mich daher nur mit den bereits erschienenen Teilen beschäftigen konnte, habe ich zwangsweise nun das Ende von Kazumas Geschichte gesehen, obwohl noch vier Teile warten. Gibt es denn trotz der großen Storykluft  ein versöhnliches und verständliches Ende?

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Das große Finale

Vorweg: ihr könnt Yakuza 6 auch spielen, ohne die Vorgänger gespielt zu haben. Allerdings kann die Story nur ihre ganze Stärke ausspielen und Emotionen wecken, wenn man sich mit den Charakteren schon länger auseinandersetzt. Mir persönlich hat dabei Yakuza 0 und Kiwami schon gereicht, wahrscheinlich kommt der sechste Teil aber noch besser, wenn man die Kiwami 2-4 auch noch dazu beendet hat.

Haruka, das Ziehkind von Kazuma Kiryu (dem Protagonist), wurde bei einem Unfall schwer verletzt – ihr Kind Haruto hat den Unfall glücklicherweise unverletzt überstanden. Kazuma, der von der Existenz des Kindes nichts wusste, macht sich auf der Suche nach dem Schuldigen und spielt nebenbei den Babysitter für Haruto und deckt dabei einen Skandal auf, in dem sogar die japanische Regierung ihr Finger im Spiel hat.

Im Laufe der Geschichte trifft man auf alte Bekannte aber auch auf neue Gesichter, die super in die Story integriert wurden. Besonders gefallen hat mir das Zusammenspiel des Hirose Clans, der aus Jungspunden mit den unterschiedlichsten Charakterzügen besteht – zusammengehalten von Toru Hirose, der auf der japanischen Film- und Showlegende Takeshi Kitano basiert. Auch die Antagonisten sind richtig schön hassenswert, auf die ich aber nicht namentlich eingehen will, um Spoiler zu vermeiden. Charakterzeichnung und -entwicklung können die Jungs von SEGA auf jeden Fall!

Mit gut 20 Stunden hat man mit der Mainquest auch ordentlich zu tun, Langeweile oder dröge Passagen konnte ich dabei aber nicht feststellen. Das Pacing war immer gut, ich hatte nie das Gefühl, dass bestimmte Passagen nur implementiert wurden, um die Spielzeit künstlich zu erhöhen. Was auf jeden Fall einiges an Spielzeit frisst sind die Zwischensequenzen, die auch gut mal 45 Minuten dauern können – da hat selbst Metal Gear Solid einen würdigen Gegner gefunden. Mit dem Ende konnte ich auch sehr gut leben, am Ende musste ich sogar ein Tränchen verdrücken, was vor Yakuza 6 nur Yakuza 0 und Metal Gear Solid 3 geschafft haben – Top!

Hit and run

Spielerisch ist Yakuza 6 ein astreiner Brawler. Ihr bewegt euch durch eine halb offene Spielwelt und trefft dabei zufällig oder geskriptet auf allerlei Gegnergrüppchen, denen ihr eine Abreibung verpassen müsst. Ihr könnt dazu eure Fäuste, Waffen oder die Umgebung nutzen. Während des Kampfes könnt ihr eine Energieleiste aufladen, die ihr für verheerende Finisher oder einem Power-Modus, der eure Angriffe erheblich stärker werden lässt, nutzen könnte. Dank Ragdoll Physik und keinerlei Ladezeiten bei Betreten von Läden könnt ihr die Rabauken nun stilecht durch Ladenfassaden kloppen oder ein armes Opfer in eine Horde Gegner werfen, die dann wie Bowlingpins umfallen. Gerade durch die neue Engine wirken die Kämpfe noch authentischer und auch brutaler, was der Atmosphäre des Spiels umheimlich zugute kommt. Auch die Schläge und Tritte wirken Dank der Dragon Engine richtig schön wuchtig.

Neben generischen „Standard“gegnern bekommt ihr es im Laufe Main- und Nebenquests auch mit allerlei Bossen zu tun, die euch je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad einiges an Können abverlangen. Dort muss dann geblockt und mit Sidesteps ausgewichen werden und man sollte immer die Ruhe bewahren und nicht wie wild auf die Tasten hämmern, sondern wohlüberlegt und wohldosiert Kombos setzen. Gerade zum Schluss hin werden die Kämpfe immer knackiger, was aber perfekt für die Klimax der Story ist.

Zwischen den Kloppereien lauft ihr durch Kamurocho (Stadtteil Tokios) und Onomichi (Stadt in der Präfektur Hiroshima), absolviert Quests, zockt Minigames (Virtua Fighter 5! Als komplettes Spiel! In den Arcaden!) oder fresst euch die Wampe voll. Für die Nebentätigkeiten und auch das Essen gibt es Erfahrungspunkte, die dann in Kazumas Entwicklung gesteckt werden können. So lassen sich bessere Werte für u.A. Energie, Angriff und Verteidigung freischalten, ebenso wie neue Finisher oder andere Buffs (z.B. mehr Yen nach Kämpfen). Diesmal gibt es allerdings keinen „Fähigkeitenbaum“ mehr, die Skills werden wie in einer Liste einfach nach und nach freigeschaltet.

Die Nebenquests sind teilweise echt witzig, spielerisch bieten sie aber leider keinen wirklichen Mehrwert. Wie auch bei den Hauptzielen lauft ihr meistens nur von A nach B, kloppt euch, lauft wieder von B nach A, kloppt euch vielleicht noch einmal und dann ist gut. Was bei der Mainstory gut klappt, da die Geschichte selber einen immer weiter antreibt, so kann es bei den Nebenmissionen schon ab und zu ermüdend werden. Klar, die Kampfphysik ist wirklich toll und die Schlägereien machen einiges her, dennoch wird es auf die Dauer langweilig. Da halten dann wohl wirklich nur Achievement-Hunter durch und erledigen jede Quest, der Rest wird sich sicher nicht so lange damit beschäftigen. Auch ein Negativpunkt ist außerdem, dass man oft aus der Hauptquestlinie rausgerissen wird, da auf der Straße plötzlich Events getriggert werden, die dann die Nebenmissionen einleiten. Diese lassen sich zwar erst einmal skippen, dennoch ist das oft sehr nervig, da auch in diesen Sequenzen verhältnismäßig viel geredet wird.

Was mir persönlich bei den Minigames gut gefallen hat: die Clan-Kämpfe. Ab einem bestimmten Zeitpunkt innerhalb der Geschichte darf Kazuma sich einen Clan aufbauen, den er dann gegen Rivalen in den Kampf ziehen lässt. Dabei haut ihr euch aber nicht aktiv mit den Gegnern sondern schickt verschiedene Klassen in den Kampf, ähnlich wie bei einem Strategiespiel. Neben den normalen Einheiten gibt es auch noch Lieutenants, die besondere Fähigkeiten einsetzen können, z.B. Verbündete heilen oder mehr Schaden austeilen. Im Hauptspiel könnt ihr euch neue Lieutenants suchen, gegen die ihr einmal mit Kazuma kämpfen müsst und die sich euch  bei erfolgreichem Kampf anschließen.  Dieses Sammlen außerhalb und das Taktieren innerhalb der Clankämpfe hat mir ziemlich viel Spaß bereitet.

Äußere Werte

Grafisch und musikalisch hebt der Engine-Wechsel Yakuza 6 auf ein neues Level innerhalb der Yakuza Reihe. Kamurocho sah noch nie so schön aus, die Neonlichter erhellen die Stadt bei Nacht wunderbar, man fühlt sich als wäre man selber gerade in Tokio unterwegs und kann das Lebensgefühl richtig nachempfinden. Die Charaktere sind gut modelliert, Bewegungen laufen größtenteils sehr flüssig ab und Texturen sind auf ein paar Ausnahmen gestochen scharf. Die neue Engine hat aber auch so ihre Tücken, vor allem im Bezug auf die Ragdoll Physik. Ab und zu kommt es zu absurden Situationen, in denen die Gegner wie wild durch die Gegend fliegen und in anatomisch inkorrekten Situationen auf dem Boden liegen. Das schmälert ab und zu schon ein wenig die Ernsthaftigkeit der Gefechte. Was auch negativ auffällt: nur 30 statt 60 fps.

Soundtechnisch lässt sich von meiner Seite aus nichts bemängeln. Der Soundtrack ist mal wieder bombastisch, besonders die Bosstracks sind an awesomeness kaum zu überbieten.

Auch wenn ich kein Japanisch verstehe, so übertragen die Synchronsprecher Emotionen sehr glaubhaft und wirken nicht deplatziert. Für Einige könnte es jedoch nervig sein, dass man halt immer auch auf die Untertitel achten muss, da man sonst nichts versteht.

Fazit

Für mich als Yakuza Fanboy hat der sechste Teil genau das geliefert, was ich erwartet und gehoffe habe. Die Geschichte findet ein passendes und emotionales Ende und lässt Kazuma ehrenvoll von der großen Videospielbühne abdanken. Dank der neuen Engine sieht sein letztes Kapitel auch noch sehr schön aus und bietet auch für die Ohren einiges. Kritikpunkte sind die sich spielerisch oft wiederholenden Quests, nervige Trigger für Nebenmissionen und für manche Gamer sicher auch die Teils sehr langen Cutscenes.

Wer die Yakuza Serie liebt, der wird auch mit Teil 6 rundum zufrieden sein. Wen Kazuma bis jetzt nicht abgeholt hat, der wird auch mit dem sechsten Ableger nicht warm werden.

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