Home Playstation Test: Fire Pro Wrestling World – Anwärter auf den Wrestlingthron

Test: Fire Pro Wrestling World – Anwärter auf den Wrestlingthron

von Pat

Die Geschichte von Fire Pro reicht bis ins Jahr 1989 zurück. Der erste Teil erschien damals noch auf dem PC, mittlerweile ist die Serie aber durch alle Plattformen gehüpft, es gibt wohl kaum ein System, auf dem ein Ableger der Wrestling Simulation nicht erschienen ist. Und trotzdem ist Fire Pro Wrestling unter den Casual-Wrestlingfans nicht so bekannt wie ein WWE 2k. Das muss sich ändern, denn Fire Pro Wrestling World bietet für Fans des Mattensports/entertainment eine lupenreine Simulation an.

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Lasst euch nicht täuschen

Vorab: wer auf astreine 3D Modelle eurer Lieblings-WWE Wrestler hofft und wem Grafik bei so einem Spiel das Wichtigste ist, der sollte die Finger von FPWW lassen. Fire Pro ist ein Spiel aus der Isoansicht mit 2D Wrestlersprites in einem 3D Ring. Die Akteure sind aber sehr schön animiert, Moves und Bewegungen laufen sehr flüssig und machen für mich auch ein Teil des FPW Charmes aus. Wer bei so einem Grafikstil an Arcade-Klopper wie Street Fighter oder Final Fight denkt, dem sei gesagt, dass hinter der gezeichneten Fassade eine komplexe Wrestlingsimulation steckt, die den großen Konkurrenten aus dem Hause 2k in Sachen Gameplay locker in die Tasche steckt.

Es kommt beim Clinch auf genaues Timing an, ebenfalls kann man nicht sofort zu Beginn des Matches mit starken Moves angreifen, da diese ziemlich sicher von der CPU gekontert werden. Es gibt keinerlei Einblendungen oder HUDs, alles muss anhand der Sprites abgelesen werden. So lässt euer Kämpfer z.B. nach vielen Angriffen für und gegen sich die Schultern erschöpft hängen, was für euch das Zeichen sein sollte, etwas Abstand zu gewinnen und erst einmal Luft zu holen. Bei Schlägen und Grapples kommt es wie schon erwähnt sehr auf das Timing an, ihr erhaltet aber keinerlei Feedback, ob ihr nun zu früh oder zu spät gedrückt habt – für Anfänger oder Leute, die sich nicht reinfuchsen wollen, kann das ziemlich deprimierend werden. Es gibt drei bzw. vier Arten von Würfen: Viereck (+ Richtungstasten) sind leichte Attacken, X (+ Richtungstasten) mittlere Attack und Kreis (+ Richtungstasten) harte Attacken, mit Dreieck macht ihr einen Whip-In.

Ansonsten erwartet euch das an Moves, die man halt in einem Wrestlinggame erwarten kann und muss: ihr könnt auf die Ringecken steigen, den Gegner in selbige schleudern, über das Top-Rope nach außen springen und sogar Waffen benutzen. Durch das technisch versierte Gameplay sorgen erfolgreich absolvierte Aktionen für ein sehr befriedigendes Gefühl. Man hat oft das Bedürfnis, einfach ein schönes Match auf die Beine zu stellen, statt mit allen Mitteln gewinnen zu wollen. Für jeden Kämpfer gibt es dann natürlich auch noch Signature- und Finishingmoves, die besonders viel Schaden machen und, wrestlingtypisch, ein Match entscheiden oder drehen können.

Für mich persönlich kein Kritikpunkt, aber auf jeden Fall erwähnenswert und vorhin schon angerissen: die Lernkurve von Fire Pro Wrestling World ist sehr steil. Es gibt zwar ein Tutorial, das als Mission-Mode getarnt ist und jedem Anfänger geraten wird, diesen erst einmal durchzuspielen, bevor man sich dann in den „echten“ Ring wagt, dennoch bereitet euch das nur teilweise auf das sehr komplexe Gameplay vor.

Unendliche Anpassungen

Wenn man bei Fire Pro Wrestling World von einem umfangreichen Spiel sprechen würde, dann wäre das wohl noch eine Untertreibung. Es gibt unzählige Spielmodi wie Single Matches, Tag Matches, Turniere, Battle Royales, sogar Deathmatches mit Minen oder Neonlampen oder auch K1 bzw. UFC Kämpfe. Auch wenn die NJPW Wrestler die einzig lizenzierten Akteure sind, so bietet FPWW einen Editor, der es in sich hat und man damit quasi jeden Wrestler, UFC Kämpfer, ja selbst Animefiguren nachbauen kann. So könnt ihr entweder selber Kämpfer kreieren oder aus einem schier unendlichen Pool von Communityerzeugnissen euch die Rosinen rauspicken.

Ihr wollt Bret Hart gegen Brock Lesnar antreten lassen oder wünscht euch schon immer, mit Connor McGregor John Cena einen auf das Fressbrett zu geben? Mit dem Editor von Fire Pro Wrestling World muss das kein Traum mehr bleiben. Neben Charakteren könnt ihr auch Ringmatten, Pfosten oder komplette Ringe herunterladen. So lassen sich komplette Promotionen, sowohl im Wrestling als auch im Kampfsport, nachbauen.

Auch in den Matches selber könnt ihr einiges an Einstellungen vornehmen, sei es Zeitlimit, DQs oder sogar den Referee festlegen. Es gibt nicht so viele unterschiedliche Matchtypen wie bei dem direkten Konkurrenten WWE 2k, für Wrestlingpuristen sollte die Auswahl allerdings mehr als genügen – hier geht es mehr um den Sport an sich, nicht um die Show drumherum, japanische Wrestlingeinflüsse sind demnach auch beim Spiel selber ganz klar zu erkennen.

Für mich etwas enttäuschend ist jedoch der Story-Mode, der aus Textpassagen, ähnlich einer Visual Novel, besteht und im Prinzip einfach aus aneinandergereihten Matches besteht, bei denen die Ausgänge der Kämpfe den Verlauf der Story entscheiden. Zwischen den Kämpfen könnt ihr euch aufleveln und neue Moves beibringen und auch die eingebauten NJPW Wrestler, die euch auf dem steinigen Karriereweg des Wrestlers begleiten, lockern den ganzen Modus zwar auf, mich hat er jedoch nicht wirklich gepackt.

Technisch zwischen Bret Hart und Goldberg

Grafisch ist Fire Pro Wrestling World wie schon zu Beginn erwähnt trotz 2D Sprites sehr schön anzusehen, was vor allem an den tollen und flüssigen Animationen liegt. Es wirkt allerdings ein wenig so, als läge über den Figuren eine Art Weichzeichnerfilter, so dass kein wirklicher Pixellook entsteht, was ich persönlich ein wenig schade aber dennoch verschmerzbar finde. Die 3D Umgebungen erfüllen ihren Zweck, sind nicht besonders hübsch aber das ist in dem Fall auch gar nicht wirklich nötig.

Der Sound ist zweckmäßig, könnte an manchen Stellen aber vielleicht etwas satter und kräftiger wirken. Beim Soundtrack könnte es passieren, dass er einem nach einiger Zeit auf den Senkel geht, da es nicht viele Tracks gibt und man das Gedudel mit der Zeit dann doch lieber abschaltet, besonders da viele Tracks keine lange Laufzeit haben und sich dann in schöner Regelmäßigkeit schnell wiederholen.

Sprachausgabe gibt es bis auf ein paar kurze Samples des Schiedsrichters und der Kämpfer im Storymode keine, es läuft alles über englische Texte. Man sollte daher schon zumindest Grundkenntnisse Englisch mitbringen, damit man Tutorials oder den Karrieremodus versteht.

Fazit

Wer auf simulationslastige und herausfordernde Wrestlingaction steht, der wird mit Fire Pro Wrestling World seinen heiligen Gral finden. Klar, das Spiel sieht nicht so toll aus wie WWE 2k (wobei das ja auch durchaus nicht immer gut aussieht) und bietet mit der NJPW Lizenz auch keine in Europa bekannten Wrestler an. Das macht FPWW aber mit dem superben Gameplay und seinem monströsen Editor mehr als wett. Aber seid gewarnt: wer keine Lust hat, sich mit einem Spiel zu beschäftigen und sich reinfuchsen zu müssen, der wird auch mit Spike Chunsofts neuestem Werk keine Freude haben.

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