Keine Microtransaktionen, DRM-free, DLCs mit einem Umfang von Vollpreistiteln zu kleinem Preis – dies alles waren Dinge, die CD Projekt Red zu einem der populärsten Entwicklerstudios weltweit gemacht haben. Die Softwareschmiede aus Polen galt lange Zeit als das Vorzeigestudio, sowohl was die Qualität der Spiele als auch den Umgang mit den Käufern anging. Doch Cyberpunk hat bei den Fans, unteranderem auch mir, einiges an Kredit verspielt. Und das liegt nicht hauptsächlich an der Qualität von Cyberpunk 2077…Als der Hexer mit The Witcher 3 damals das Licht der Welt erblickte war das Spiel eine technische Teilkatastrophe. Questbrechende Bugs, etliche Glitches und starke Performanceeinbrüche sorgten bei Spielern, vor allem bei den Käufern zum Release, für Frust. Und dennoch gilt The Witcher 3 heutzutage (zurecht) als eines der besten Rollenspiele aller Zeiten. CD Projekt Red hat durch seine offene Kommunikation mit den Käufern und Fans Vertrauen in das Projekt aufgebaut und durch etliche Patches, spielerfreundliche Mangemententscheidungen (wie bereits erwähnt: DRM-free, keine Microtransaktionen) und contentreiche und gleichzeitig günstige DLCs ein Monument von einem Spiel erschaffen, das sich bis heute einer sehr großen Beliebtheit erfreut. Ab da galten CDPR als „die Guten“ in der sonst so toxischen Welt der Spieleentwickler, die oft durch EA und Ubisoft personifiziert wurden und immer noch werden.
Cyberpunk 2077 hat das Bild zumindest bei mir stark erschüttert – noch nicht irreparabel, aber schon kurz davor. Und das liegt nicht am Spiel selber, auch wenn es von Bugs und Glitches geplagt auf den Markt geworfen wurde – das wurde Witcher 3 wie erwähnt auch und ist zu einem Meilenstein herangereift. Es liegt an der Tatsache, dass CDPR seine Käufer bewusst über den katastrophalen Zustand der PS4/Xbox One Version im Unklaren gelassen hat und sein Marketing komplett PC-basiert gefahren ist. Testversionen wurden nur für den PC herausgegeben, Gameplaymaterial ebenfalls, eigenes Material durfte man nicht nutzen – bei anderen Firmen (EA *hust*) hätten sofort die Alarmglocken geläutet, bei CD Projekt Red hingegen wäre man niemals von einer Vertuschungstaktik ausgegangen, dafür war der Ruf einfach zu gut.
Nun ist es nicht nur so, dass die PS4/Xbox One Version absolut keinem Standard entspricht. Bei einer Konsole, die sieben Jahre auf dem Buckel hat, sollte man davon ausgehen dass sie die Leistung der Next-Gen Konsolen bzw. eines High-End PCs nicht liefern kann. Dies wird von Hardcore-CDPR Fans ja gerne als Argument genommen, dass man als Käufer ja damit rechnen muss und man selber Schuld sei und CD Projekt Red nichts für die eigene Dummheit kann. Würde ja auch stimmen, wenn die Führungsriege des polnischen Studios nicht gesagt hätte, dass Cyberpunk 2077 für Current-Gen entwickelt wird und Next-Gen dann später optimiert wird. Stattdessen läuft es auf den alten Konsolen nun sehr schlecht, auf den neuen Konsolen ganz okay und nur auf dem PC wirklich gut – zumindest optisch.
Nun gut, mittlerweile hat CDPR ja zugegeben, dass man sich um die Last-Gen Versionen nicht mehr wirklich gekümmert hat und diese dementsprechend verkümmert sind. Dies wäre natürlich – auf Grund der vorher getätigten Aussagen – schon Sauerei genug, diesen Zustand aber dann bei Vorführungen zu verschweigen und nur die technisch starke PC Version zu zeigen ist schon dreist, ungewöhnlich im Gamingmarketing jedoch nicht. Was jedoch eine wirkliche Unverschämtheit und auf keinster Weise zu akzeptieren ist, ist der Fakt, dass nur Review Copies für die PC Version unter das Redakteursvolk gebracht wurden und auch keine eigenen Spielszenen vor Release gezeigt werden durften. Und wie bereits erwähnt: sowas ist immer ein ganz schlechtes Zeichen.
Es ist unfassbar traurig, wie eine so wertgeschätzte Firma mit ihren langjährigen Fans umgeht und diese für absolut blöd verkauft. Und statt wenigstens zuzugeben, dass man die Leute extra wegen des Zustandes der Last-Gen Konsolen nicht aufgeklärt hat, gibt es nun oberflächliche Floskeln, die sich zwar für den Zustand des Spiels allgemein, jedoch nicht für den hinterlistigen Weg entschuldigen, den die Geschäftsführung eingeschlagen hat. Und daneben finde ich auch das Verhalten von vielen Spielemagazinen und YouTubern sehr rückgratslos, da zwar betont wird wie unterschiedlich (technisch) schlecht die Versionen erschienen sind, niemand jedoch mal hinterfragt, mit welchen Geschäftsmethoden CDPR mittlerweile hantiert. Die Entwickler und Leute wie Fabian Döhla, seines Zeichen PR-Manager bei CD Projekt Red, sind für mich momentan die ärmsten Schweine der Firma, da sie das Mismanagement der letzten Jahre ausbaden müssen.
Mir macht Cyberpunk 2077 trotz des momentanen Zustands Spaß und ist für mich ein gutes Spiel mit dem Potential zu einem Weltklassespiel, ähnlich wie Witcher 3. Meine Meinung zu CD Projekt Red ist jedoch nicht mehr die selbe wie vor Release von Cyberpunk 2077. Aus den „Guten“ wurden nun die „Bösen“, zumindest bis eine wirklich aufrichtige Entschuldigung den Weg ins Internet findet. Der Schaden ist eh angerichtet, jetzt geht es darum, wie sie damit umgehen. Und momentdan wirkt es für mich nicht aufrichtig, es wirkt kalkuliert, nach dem Motto: „die Leute werden uns schon weiter aus der Hand fressen, wir müssen nur so tun als wären wir selber unzufrieden mit der aktuellen Situation.“
Liebes CD Projekt Red Team, besonders an die führenden Köpfe: ihr habt diese Situation bewusst heraufbeschworen und nun fliegt sie euch um die Ohren, also wahrt Integrität und nehmt die Schuld auf euch. Denn Reue bringt euch wieder auf den guten Weg.
1 Kommentare
Netter Beitrag, Pat.
Allerdings vergisst du, dass es heutzutage nur so davon wimmelt, dass ein Internet-Troll oder windiger NewMedia-Winkeladvokat morgens aufsteht, um Streit zu suchen. Seine eigenen 5 Minuten Fame in der Gleichgültigkeit des eigenen Daseins suchend, würden die solche Aussagen von CDPR doch nur als Geschenk entgegennehmen um zusätzliche Probleme zu schaffen, die sich dann auch auf das ganze Studio, die Belegschaft, das Spiel und nicht zuletzt auf die wichtigsten von allen – die Aktionäre auswirken würde.
In der von dir geschilderten Welt, in der es gute und böse gibt, sind dennoch die bösen die, die das meiste Geld scheffeln. Und am Beispiel Blizzard sieht man mittlerweile doch auch, dass selbst die Legenden nicht mehr als die guten bezeichnet werden können.
Du hast mit allem Recht, aber am wahrsten ist deine Aussage über die Journalllie, die rückratlos ganz selten (also ich habe es in keinem Bericht explizit wahrgenommen) bis gar nicht über solche Marketing-Moves aufklärt.
Klar sind die meisten Journalisten auch Gamer, sodass es Fanboys natürlich schwer haben über so etwas zu berichten. Aber es wäre deren berufsethische Pflicht das zu tun.
Aber auch ich suche die Schuld gerade ein wenig bei mir. Wenn man über Jahre hinweg merkt, dass eine bestimmte Art von Spielen bei solchen Journalisten Lobby bekommt -und damit meine ich die zig verschiedenen Spiele von From-Software, die ultimativ über den grünen Klee gehyped und beloht werden, die aber weder grafisch noch von der Story irgendwie auch nur in die Nähe von Top 20 gehören, wohingegen Spiele wie Rocket League oder die BR-Shooter gar nicht thematisiert bzw. sogar nur mit Naserümpfen angesprochen werden, dann sehe ich daran, dass manche die eigenen Vorlieben einfach anders behandeln. Und das ist keine journalistische Unvoreingenommenheit. Daher hätte ich auch hier nicht alles glauben dürfen.
Also ich selbst spiele sporadisch die Stadia-Version von Cyberpunk und ich bin begeistert. Nach einigem Rumprobieren, was die Steuerung angeht (kam mir zunächst hakelig vor, musste man über die spielinternen Regler zurecht-smoothen) kann ich nur sagen, dass es bisher technisch auf einem tollen Niveau ist. Kein Delay, keine Lags, keine Artefakte… einfach ein gutes Erlebnis bisher.
Mach weiter so, das ist ein sehr überzeugender Beitrag und ein sehr interessantes Thema!